Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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85. Die Perlen

1.

Ein Wanderer verirrte sich in der Wüste eines fernen Weltteils. Er fand zwei Tage lang nichts zu essen und zu trinken und verschmachtete fast vor Hunger und Durst. Endlich erreichte er einen schattigen Baum und eine frische Quelle. An dem Baume waren aber keine Früchte; bei der Quelle lag jedoch ein kleines Säckchen. Gottlob! sagte der Mann, indem er das Säckchen anfühlte, das sind vielleicht Erbsen, die mich vom Hungertode erretten. Er machte das Säckchen begierig auf, und – rief erschrocken: Ach Gott, es sind nur Perlen!

Das Stücklein Brot, das dich ernährt,
Ist mehr als Gold und Perlen wert.

2.

Der arme Mann hätte nun neben den Perlen, die mehrere tausend Taler wert waren, verhungern müssen. Allein er betete inbrünstig zu Gott – und plötzlich sah er einen Mohren auf einem Kamele in großer Eile auf sich zukommen. Der Mohr hatte die Perlen liegen lassen und freute sich, sie wieder zu finden. Er erbarmte sich des halb verhungerten Menschen, gab ihm Brot und köstliche Früchte, und nahm ihn dann zu sich auf sein Kamel. Sieh, sagte der Mohr, wie wunderbar Gott alles fügt. Ich hielt es für ein Unglück, daß ich die Perlen verlor? es war aber ein großes Glück für dich. Denn Gott hat es so gefügt, daß ich wieder hierher kommen und dir das Leben retten mußte.

Vertraue auf den lieben Gott,
Er ist der Helfer in der Not.


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