Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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74. Der Bär

In einem dichten Walde hielt sich ein großer Bär auf. Hubert und Eustach, zwei reisende Jägerbursche, hörten davon und sagten: Den wollen wir bald haben. – Sie gingen nun alle Tage in den Wald, dem Bären aufzulauern. Am Abende kamen sie dann, wiewohl sie kein Geld hatten, in das Wirtshaus und tranken vom besten Weine. Der Bär, sagten sie zum Wirte, wird die Zeche mit seiner Haut bezahlen. Eines Tages, als sie wieder den Wald durchstrichen, kam endlich der Bär fürchterlich brummend auf sie zu. Hubert schoß vor Schrecken fehl und kletterte eilends auf einen Baum. Eustach, dem sein Gewehr gar nicht losging, legte sich auf den Boden und stellte sich tot. Der Bär beroch ihn an Mund, Nase und Ohren, und trappte, da die Bären nichts Totes anrühren, wieder weiter.

Hubert stieg von dem Baume herab und sagte im Scherze zu Eustach: Du, was hat dir der Bär denn in das Ohr gesagt? – Eustach antwortete: Er hat gesagt, wir sollen künftig die Bärenhaut nicht verkaufen, bevor wir den Bären haben.

Borg' nicht auf das, was du erst willst erwerben;
Denn sonst gerätst du sicher ins Verderben.


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