Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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147. Die liebevollen Schwestern

Eine vermögliche Frau hatte ein armes Waisenmädchen an Kindesstatt angenommen. Das Mädchen war überaus fromm, folgsam, fleißig und immer freundlich und fröhlich. Da sagte die Frau einmal: Therese, weil du ein so gutes Kind bist, so will ich dich auf das nahe Weihnachtsfest neu kleiden lassen. Ich habe mit der Handelsfrau schon gesprochen. Da hast du das Geld; gehe hin und hole dir das schöne Zeug von himmelblauer Farbe, das dir so wohl gefällt. Die Frau gab ihr zwei große Taler. – Therese betrachtete das Geld und sagte: Ach, liebste Pflegemutter! Ich habe schon Kleider genug. Meine Schwester Franziska ist aber an keinen so guten Ort gekommen, wie ich. Sie ist sehr ärmlich gekleidet. Es würde sie betrüben, wenn sie das schöne neue Kleid an mir sähe. Darf ich ihr diese zwei Taler nicht schicken? Sie hat mich so lieb, und als ich krank lag, eilte sie sogleich hieher und war mir die liebreichste Krankenwärterin. – Du gutes Kind, sagte die Frau, schreibe deiner Schwester, sie soll zu uns kommen. Ich will euch dann beide gleich kleiden lassen. Da ihr gleiche Liebe gegen einander habt, so sollt ihr auch gleiche Kleider haben.

Der Geschwisterliebe Band
Ist geknüpft von Gottes Hand,
Liebe Kinder, liebet euch
Gottes Heilgen Engeln gleich.


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