Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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19. Die Haselnußschale

Der alte Graf von Nordstern hielt mit großem Eifer auf Wahrheit und Recht. Einige böse Menschen wurden deshalb über ihn so aufgebracht, daß sie zusammen schwuren, ihn umzubringen. Sie bestellten einen Meuchelmörder, der ihn in der nächsten Nacht ermorden sollte.

Der edle Graf ahnte nicht, was ihm bevorstand, Am Abende besuchten ihn noch seine Enkel. Er war inmitten der guten Kinder sehr fröhlich und bewirtete sie mit Aepfeln, Birnen, Trauben und Nüssen. Nachdem sie fort waren, begab er sich zur Ruhe, empfahl sich in Gottes Schutz und schlief unbesorgt ein.

Allein um Mitternacht trat der Mörder, der sich heimlich in den gräflichen Palast eingeschlichen hatte, leise in das Zimmer. Der gute Graf schlief; ein kleines Nachtlicht brannte hinter einem grünen Schirme; der Mörder erhob in seiner rechten Hand den Dolch von scharf geschliffenem Stahl und näherte sich dem Bette.

Allein plötzlich krachte etwas in dem Zimmer so laut und mächtig, daß der Graf erwachte. Er fuhr auf, sah den Mörder, nahm von der Wand neben seinem Bette eine Pistole und zielte auf ihn. Der Bösewicht erschrak, ließ den Dolch fallen und bat um Gnade. Er mußte sich gefangen geben, und seine Mitschuldigen entdecken. Der Graf sah nach, woher das heftige Krachen entstanden war. Und sieh! eines der Kinder hatte von ungefähr eine Haselnußschale auf den Boden fallen lassen, und der Mörder war darauf getreten. Guter Gott! rief der Graf, so hat denn unter deiner Leitung eine Nußschale mir das Leben gerettet, eine Verschwörung vereitelt, und die Uebeltäter dem Schwerte der Gerechtigkeit ausgeliefert.

Es ist ein Gott, der über gute Menschen wacht,
Und böse Anschläg leicht zunichte macht.


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