Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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78. Die kostbaren Fische

Ein Kaufmann hatte seine Freunde in der Stadt auf sein Landgut eingeladen, um sie mit seltenen Meerfischen, die man Lampreten nennt, zu bewirten. Es wurden mehrere Speisen aufgetragen, und am Ende kam eine große verdeckte Schüssel, in der man die Lampreten vermutete. Allein als man den Deckel abnahm, fanden sich anstatt der erwarteten Fische einige Goldstücke darin. Der Kaufmann aber sprach: Meine Freunde! Die Fische, die ich Ihnen vorzusetzen versprach, sind dieses Jahr dreimal teurer, als ich dachte. Es kostet einer ein Goldstück. Da fiel mir denn ein, daß in dem Dorfe ein Taglöhner krank liegt und mit seinen Kindern Hunger leiden muß, von dem Golde, das für das einzige Gericht zu bezahlen wäre, könnten die armen Leute ein halbes Jahr leben, wollen Sie nun, meine Herren, von den Seefischen essen, so werde ich sie unverzüglich kommen lassen, und sie sollen sogleich zubereitet werden. wollen Sie aber das Geld dem armen Manne überlassen, so werde ich sie mit schmackhaften, wiewohl minder teuren Flußfischen bewirten.

Alle Gäste gaben ihm Beifall: jeder legte noch ein Goldstück dazu – und dem armen Manne war auf ein Jahr aus seiner Not geholfen.

Verschwende nicht dein Geld für Leckerbissen,
Wenn andre bittern Hunger leiden müssen.


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