Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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125. Das zerbrochene Kreuzchen

Therese hatte ein kleines, niedliches Kreuzchen zum Geschenke bekommen. Es war von schwarzem Ebenholze und die vier Enden waren in Gold gefaßt. Sie trug es zur Zierde an einem blauen Bande. Einst brach das kleine Querholz des Kreuzes heraus und Therese bat den Vater, das Kreuzchen wieder zurecht zu machen.

Das will ich gern, sprach der Vater; ja, ich will dich überdies noch lehren, wie du machen kannst, daß kein Leiden in der Welt für dich ein Kreuz sein soll. Da sieh einmal her: Ohne das Querholz ist das längere Holz kein Kreuz. Erst wenn das Querholz hinzu kommt, wird ein Kreuz daraus. So ist es mit jedem Leiden, das wir ein Kreuz nennen. Der Wille Gottes ist gleichsam das längere Holz; unser Wille aber, der den göttlichen Willen immer durchkreuzen möchte, ist das Querholz. Nimm daher bei jedem Kreuze, das dich einst treffen wird, das Querhölzlein heraus, so wird es für dich kein Kreuz mehr sein.

Ergebenheit in Gottes willen
Kann alles Kreuz und Leiden stillen.


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