Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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Zweite Abteilung.

46. Die Vögel

Ein freundliches Dörflein war von einem ganzen Walde fruchtbarer Bäume umgeben. Die Bäume blühten und dufteten im Frühlinge auf das lieblichste; im Herbste aber waren alle Zweige reichlich mit Aepfeln, Birnen und Zwetschgen beladen. Auf den Aesten der Bäume und in den Hecken umher nisteten und sangen allerlei muntere Vögel, die Eltern ermahnten ihre Kinder öfter und sagten: Tut doch diesen Vögelchen nichts zuleide und rührt ihre Nester nicht an; denn das würde dem lieben Gott, der die Blumen kleidet und die Vögel nährt, sehr mißfallen. Auch uns zuliebe gab Gott den Blumen die schönen Farben und die erquickenden Wohlgerüche und den Vögeln den lieblichen Gesang. Allein einige böse Buben fingen an, die Nester auszunehmen und zu zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und nach ganz aus der Gegend hinweg. Man hörte in den Gärten und auf der Flur kein Vögelein mehr singen. Alles war ganz still und traurig. Die Bosheit dieser Buben hatte aber noch eine andere traurige Folge. Die schädlichen Raupen, die sonst von den Vögeln hinweggefangen wurden, nahmen überhand und fraßen Blätter und Blüten ab. Die Bäume standen kahl da, wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst im Ueberflusse zu verzehren hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen.

Nimmst du den Vögeln Nest und Ei,
Ist's mit Gesang und Obst vorbei,
Laß doch in Ruhe, liebes Kind,
Die Tierchen, die unschädlich sind.


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