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Die acht Seebilder beim Mijdera-Tempel

Vom See fort in den Berawald hinein sah ich Feuerschein. Ich trat in das Gehölz ein, da standen Zedernbäume, rot mit lotrechten Schäften,
Als war der Wald von senkrechten Flammen bedroht. Ich bin auf langen, bemoosten Treppen auf die Berghöhe gegangen, immer zwischen roten Stämmen, wie zwischen rotglühenden Zangen.
Manchmal sangen Windstimmen, über mir aufrauschend, und ich sprach, mit dem Wind Gedanken tauschend:
Die roten Zedernstangen sind wie vom Waldlied die Linien von roten Noten. – Und ich ging weiter, dem Frühlingswind lauschend,
Als hatt' er sich mir singend als zweiter Kamerad heute angeboten. Ich kam hoch droben zum Mijdera-Tempel auf die nassen Steinterrassen;
Aber ich wandte allen Tempeldächern und den hölzernen Götterstuben gelassen den Rücken und ließ mich von den Sälen der Seeaussicht entzücken.
Neben mir vor einem Teehäuslein stand ein japanisches fleißiges Weiblein; erst schenkte sie Tee ein,
Dann walzte sie grünes Pudermehl, von Zuckererbsen gewonnen, zu kleinen Kugeln; sie war fleißig beim Werke, vermengte mit Reisstärke die Masse
Und verkaufte hier im Freien in kleinen sauberen Holzkasten diese alten japanischen Frühlingsleckereien.
Von eingesalzten Kirschblüten konnte man auch Tee erhalten und auf Reispapier die kindlichsten Götterbilder, die mit tiefer Andacht gemalten.
Von der Terrasse hier kannst du drunten, vor den Dächern von Ozu, den grauen, den weiten See in seiner Harfenform schauen;
Die Japaner nennen acht Schönheiten in seinem Gesicht:
Den Abendschnee, auf dem Hirayama gesehen, der begräbt schon für den nächsten Morgen, wenn du ihn andächtig anschaust, deine Sorgen.
Zu Seta das fließende Abendrot, ist wie Bienenhonig dem Ärmsten, und sein Anblick gibt einen sanften Tod.
Vom Istuyama den Herbstmond aufgehen sehen, ist ein Gruß der Gestorbenen aus dem Nirwana.
Vom Tempel Mijdera die Abendglocke, sie gibt dir ein Streicheln im Ohr wie deiner Liebsten Haarlocke.
Und von Yabase, im Abendwasser glucksend, ein heimkehrend Segelboot ist schön wie ein Auge, das, sich der Sehnsucht erwehrend, zu weinen droht.
Der sonnige Himmel mit Brise in Amazu ist lächelnd wie der Kirschentanz der Mädchen aus der Kirschenwiese.
Einmal den Nachtregen regnen hören in Karasaki, dann wird dich im Herzen kein Mißlaut mehr stören.
Und endlich der Wildgänse Flug in Katata nachschauen, ist wie die Zukunft heller aufbauen, und du verlierst niemals deiner Liebsten Vertrauen. –
So erzählte mir das Weiblein im Mijdera-Teehaus und lachte lustig wie eine Wachtel.
Ich wählte zum Dank eine Schachtel ihrer Zuckererbsen aus und dachte noch lange bergab über die acht Schönheiten nach,
Die jedem der Biwasee gab wie acht göttliche Launen, und ich wünschte sie alle acht meiner Herzliebsten zum Bestaunen unter ihr Dach.

 


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