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Stall der alten Tiere

Der Stall der alten Tiere ist ein Hof.
An den vier Mauern kauern die alten, weißen Zebustiere,
Die grauen Elefanten, Affen, Pferde und alte Pfauen.
Sie lassen sich die letzten Tage auf dieser Erde versüßen statt versauern
Durch zarter Menschen staunliches Bedauern.
Sie wackeln auf den abgenützten Füßen und tragen gelb und rote Blütenketten
Um ihre altersfetten Nacken, sie können sich zum Futtertrog kaum bücken,
Und große Raben sitzen den Ochsen und den Pferden auf den Rücken,
Und die verjagen ihnen mit Flügelschlag die Mücken.
Auch ein paar Altarsteine stehn im Hof,
Und vor dem Schreine opfert man dem Affen- und dem Elefantengott,
Zu lindern hier im Stall die Altersnot.
Mit Klappern und Gebeteplappern und Schwingen von Brummteufeln gingen
Zwei indische Knaben hinter mir und hielten Schritt.
Sie scheuchten laut die Teufel fort von jedem Tier,
Die mit dem Europäer in den Stall eindringen.
Brummteufel singen nicht, und da das Klappern auch die Ohren plagt,
Hab' ich die Teufel selbst mit einem Teufel fortgejagt.
Sie schwiegen auf der Stell', als ich mit Geld schnell all die Klappern kaufte.
Käuflich, dacht' ich, sind alle Teufel weit und breit,
Käuflich vor allem ist die Dummheit.
Ein Teufel nur, die Sehnsucht, läßt sich nicht verkaufen.
Und als die Klappern schwiegen, ist sie mit doppelt lautem Plappern
Auch hier im Tierstall mir noch nachgelaufen.

 


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