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Auf der Gangesfähre

Zurück vom Himalaja hält der Zug unten im dunklen Morgen dicht an der Ganges-Breite.
Ein flaches Dampffährboot trug alle Reisenden über des Ganges uferlose Weite,
Und durch das Nebelgrau, wie eine Riesenspinne, geht mit der Regen über des Stromes himmelgroße Wasserau.
Im Fährboot unterm Deckzelt stehen die langen weißen Frühstückstafeln aufgestellt,
Von europäischem Glühlicht künstlich vergnügt erhellt.
Und durch die Nebel sehen die indischen Morgensterne herunter auf die laute Reisewelt.
Im gleichen Sinn, wie Well' um Welle schwingt, klingt von dem Backbord hin zum Steven
Ein indisch Fährlied unter Wechselsang. Zwei Indier loten an dem Boot entlang.
Sie werfen singend aus das Blei und rufen laut der Tiefe Knoten mit »Ho« und »Hei«.
Der Schornstein dampft, die Schraube stampft, und unter grauer Nebelhaube
Zieht mit Geschnaube fort das Schiff, gleichwie im Selbstbeschauen, lebendig in den grauen Morgen ein;
Gleichwie des Charon Boot aus Nacht hinausgefahren zu einer Küste himmelrot;
Und wie ein Wechselklang von Tod und Leben, blieb mir noch lang im Ohr der indische Fährmannsang.

 


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