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Kairos Fischmarkt

In Kairo waren viel Wunderdinge, die mich erfüllt, und auf die Frauen,
Die schwarz verhüllt, wie verschleierte dunkle Gefahren, mußte ich immer neu und voll Scheu hinschauen.
Es war Sommernacht dort im Januar, und über der Straßen Schar
Hing der türkische Halbmond, wie eine goldene Schaukel,
Und Wetterleuchten flog, wie feurig Gegaukel, hin durch die Nacht,
Wie ein Frauenblick über Schleier zufliegt und unsicher macht,
Über den du dann nachgedacht, ob der verschleierte Mund dabei weint oder lacht.
Die Nacht ist's, die Kairo wollüstig regiert. Wenn sich die Sonne überm Nil in die Wüste verliert,
Wird ein Stadtteil, der Fischmarkt, zur Küste, wo feurige Lüste landen.
Dann wird des Dunkels Macht ein hitziges Weib und bietet tausend Brüste unbedacht.
In schluchtige Gassen, in die der Mond und die Sterne tief abwärts, wie auf den Meeresgrund, schauen,
Stauen sich vor den vergitterten Fenstern die Männer, die sich ohne Herz zu lieben getrauen.
Hinter den Gittern sitzen zum Scherz, in bunten Lappen, wie gebrüstete Pfauen,
Die Frauen, denen nach Männerfleisch und Männerblut mit geilem Grauen gelüstet.
Männer, Knaben und Greise drängen sich an sie heran, wie an eine Lieblingsspeise;
Schuldlos und schuldig zugleich, denn der Sinnlichkeit Reich ist voll Einfalt und voll Verbrechen der Wildheit.

 


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