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Ein Stück Wüste

Ich saß im indischen Eisenbahnwagen, und draußen lagen die grauen Strecken der Wüste,
Wo nur Steine mit ödem Grausen aufschauen
Und der Sand mit dem Gelüste, im Zugwind zu jagen.
Wie in Gedankenleere verschlagen sah ich den Sonnenbrand
An des Bahndamms Rand, wo Meile bei Meile das Nichts stand,
Und wo meine Augen, wie Steine, tot lagen und sandbestaubt meine Hand.
Keine Palme, kein Tier, keine Stadt, nur das Nichts hat ein Recht hier.
Und es bietet dir schauerlich alles, was es nicht hat;
Bedauerlich aber ist nicht, daß man vom Nichts nichts erhält:
Daß es alles dir vorstellt, das ist, was dich quält.
Es gibt dir stets grenzenlos viel, mehr als der Wirklichkeit begrenztes Spiel.
Es weckt die Gelüste und eine Sehnsucht ohne Ziel.
Die Dreißigstundenfahrt durch die Wüste
War mir, als hätte ich Stadt bei Stadt dort gefunden,
Denn ich sah das Schönste für mich, das Indien nicht hat:
Das Bild meiner Liebsten mich küßte.
Ich fand ihr Bild klar im Raum, wo die Wüste wild und kein Baum stand.

 


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