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Mirjams Garten

Der Durst saß heute noch der toten Stadt zur Last,
Hielt noch in Mirjams Garten drin, wo einst des Großmoguls Gemahlin bei vielen Brunnen gern gespielt,
Auf nackter, dürrer Erde Rast.
Es heißt, die Mirjam war dem Gatten mit ihrem Leib stets treu,
Doch ohne Scheu beging sie Frevel an aller Freude Geist.
Es hatten ihre Augen vom übersatten Türkengott genug,
Und Mirjam trug ihr Herz, im Schatten von ihrem kleinen, harten Marmorgarten,
Dem Gott der Christen an, der statt der ewigen Himmelsfreuden auf Erden menschlich leiden kann.
Mit Mirjams Durst nach Leid kam Leid heran.
In jedem Brunnen, der im Garten stand, an dem die junge Frau gekühlt die leidenschaftlich heiße Hand,
Ward alles Wasser jetzt dem Leid verwandt, und statt des Wassers fand sich Durst am dürren Brunnenrand.
Und Quellen, König, Volk und Tiere und Blumen, Bäume, sie flohen jedes Haus in dieser Stadt,
Wo heute nur allein der Durst für seine Träume als einziger in den Palästen Wohnung hat.

 


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