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Der Götterwagen von Madras

Ein Wagen stand in einer Tempelgasse. Ein Holzgerüst mit Sackleinwand war darüber zum Wetterschutze aufgeschlagen.
Der Wagen mußte alle Götter einmal im Jahr durch Madras tragen.
Die Götter, kleingeschnitzt, saßen reinweiß, goldgelb und blau und aufgetürmt wie ein Ameisenbau
In hohen Massen wie ein Götterberg zur Schau. Der goldene Karren konnte sie kaum fassen.
Zwei wuchtige rote Bohlenräder unter den Göttern knarren, mannshoch und rauh, wie dicke Walzen.
Und ihre rote Farbe die indischen Blicke lockte, und jedem Mann und Weibe, jedem, der die dämonischen Räder sah, dem stockte alles Blut im Leibe.
Denn wenn an einem wuchtigen gedrehten Stricke, von hundert Männern angezogen, die Götter, glitzernd von dem Gold umflogen,
Goldstrahlen in die Menschenmassen säten, warfen sich viele hin, dem Götterschwarme zum Gefallen,
Und hielten ihre Köpfe den Rädern hin und ließen sie, gleich Halmen, von dem gewaltigen Räderholz zermalmen.
Plump drehen sich die schweren Räderwalzen breit durch die Stadt und falzen Menschenleiber platt,
Und dieser Räder drohend rote Farbe den wilden, roten Blick von einem Henker hat.
Es ist, als ob die Götter dann Gerichtstag halten und Köpfe spalten,
Töten den Kopf mit seiner Stirn und seinen Sorgenfalten
Und röten unter ihrer Räder Bäumen den Boden mit dem menschlichen verquälten Hirn,
Und wählten nur des Blutes Träume zum Weiterleben aus in ihre Äthertraume.

 


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