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Staub der Totenstadt

Kairo hat noch eine Totenstadt im Osten, wo dem Staub ein stilles, ewiges Leben gegeben.
Bei einem Bergzug sind Häuser, Höfe, Gärten, Gassen bedeckt mit Staub und menschenverlassen;
Die Häuser mit Türen und Fensterscheiben, die sich nie rühren und immer geschlossen bleiben.
Vasen stehen auf Fensterbänken, und graue Blumenrasen, drüber Staubwolken wehen,
Sind hinter Gittertoren und Straßenmauern zu sehen.
Keine Schritte gehen, keine Stimmen tauschen Worte, die Brunnen rauschen nicht, und auf den Schwellen an jeder Pforte
Und in den Gassen liegt der Staub in hellen Massen und Haufen, und alles Leben scheint im weißen Staub verlaufen.
In den Häusern sitzt manchmal einer und betet und weint und erzählt
Den Toten, die er dort begraben, was den Lebenden quält.
Er kocht sich munter Mokka dabei, raucht Wasserpfeifen und taucht in das ewige Einerlei des Staubes seine Gedanken unter.
Und fühlt sich wohl bei den Toten, bei denen er klagen kann und weinen und alles sagen,
Was ihn die Lebenden niemals befragen.
Und sprach er so eine Weile hier und ruhte bei dem Staube nieder,
Wird ihm leichter ein gutes Stück und kürzer der Weg, kehrt er dann wieder nach Kairo auf seinem Maultier zurück.
Die Sonne, die durch den Staub kaum zu scheinen vermag, hängt dort wie der Mond tot am hellen Tag.
Gar geisterhaft in staubiger Wolke lag die Totenstadt, mehlweiß, vor mir und in der Sonne so heiß,
Wie einer, der zu matt zum Weinen und Klagen, keine Worte zu sagen und keine Tränen mehr hat.

 


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