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Der grüne Nil

Wie Öl, so sanft und lautlos, strömt der grüne Nil, und eines Morgens überschritt ich seine Löwenbrücke
Und fuhr die Straße, die gerade, wie ein Schnitt, die Ebene durchzieht,
Und wo man blau, wie Zelte, in der Ferne die Pyramiden an dem Rand der Wüste sieht.
Ein reich Gewühl von Reitern, Wagen, Karawanen ist auf der Brücke bunt und glitt
So eilig in die Stadt, als ob der Tag, noch schneller als die Nacht, am Nil entflieht.

 

Hin, wo die großen Ahnen, die Könige Ägyptens, sich begraben ließen,
Eilt meine Straße unter Tamarinden, die, groß und frisch wie immergrüne Fahnen,
Den Weg geleiten durch des Niles Wiesen.
Das reichste Feld, das jährlich von dem Nil gesäugt,
Äugt, grün bestellt, mit junger Saat zur Sonne.
Doch schon nach wenig Meilen färbt sich bleich der grüne Farbenton,
Die Wüste steigt zum breiten Niltal schroff herab,
Und jäh bricht alles frische Gräserleben, am hagern Wüstenrand,
Gleichwie mit einem Messerschnitte ab.

 

Als ob die Leidenschaft der Sonnenglut hier hastig einen Mord begeht,
Als sei der Tod stürmischer Sehnsucht einzig Ziel,
So hingestreckt und wild getötet ruht und fahl die Wüste bei dem wiesengrünen Nil.

 


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