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Palaststille

Ein Alabasterschleifer saß einsam hinterm Thron voll Eifer bei seiner Arbeit auf dem Steinbalkon,
Sonst war es totenstill im Schloß hier hinter Festungswällen auf allen Schwellen bei dem Großmogul.
Vom Thronstuhl waren die Sultanin, der Hofstaat und die Frauen verschwunden wie die goldenen Pfauen.
Und lange Stunden hatten die khakigelben englischen Soldaten, die unter allen Toren in ihre grauen Tabakswolken schauen
Und an den Pfeifen kauen, die warm in ihren Fäusten schmoren.
In diesen roten Steingehauen gingen nur Sonnenschatten wie Nacht und Tag hier um.
Stumm standen bei dem Tor zwei Riesenelefanten aus schwarzem Stein davor,
Die noch den Großmogul vom Sehen kannten. Sie stehen ganz allein vom Hofstaat übrig noch im Schloß,
Wie König und wie Königin im Schweigen und im Denken groß.
Ich konnte aufzuatmen wagen, als hinter mir die letzten Festungstore lagen
Mit ihrer Steinlast und der Last von alten Tagen.
Ich war von allen Quadern und Juwelen am Leibe wie gesteinigt und zerschlagen.
Ich fühlte in den harten Hallen und in dem Marmorgarten, wo Blumen nur aus Steinen starrten,
Daß sich mein Blut um viele Grade kühlte. Und schlöß' man mich mit allen Edelsteinen ein,
Ich wäre wie im Sarkophag allein; denn auch in Sälen, schwer geschmückt mit aller Welt Juwelen,
Ist's leer, wenn dort den Augen die Blicke auf das Liebste fehlen.

 


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