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Das Kulitheater

Nicht ohne Widerstand ließ man mich ein.
Ich war im Smoking und der weißen Weste den armen Kulis viel zu fein.
Doch stieg ich, ohne lang' zu zagen, von meinem Droschkenplatz hinein
Und ließ die Indier staunen und sich fragen.
Die Türen zum Theaterraum waren weit aufgeschlagen,
Vom Hof von einem großen Reisigfeuer
Zusammen Rauch und Flammen bis ans Orchester jagen.
Das Feuer wälzte sich wie ungeduldig, ein tausendköpfig Ungeheuer,
Und lebte voll Behagen und söhnte mich mit aller Armut aus.
Im Haus der Raum war ein ganz klein Theater, wie in Europa auch,
Nur vom Gebrauch schon halb zerschlagen.
Ich saß in erster Reihe im Parkett. Der Lederstuhl war etwas fett
Und auch zerschlissen, und Roßhaar hing herausgerissen.
Drei Schritte vor mir war die Bühne, grau eingeraucht und voll Kulissenfetzen,
Als schwebe sie in großen Spinnennetzen.
Das Publikum im Raum sah ich erst kaum.
Elektrisch fiel vom Dach von einer einzigen Bogenlampe
Das Licht nur schwach herab zur Bühnenrampe.
Ich sah nur Lumpen hinter mir, und dicht vor Lumpen
Sah man kaum noch ein Gesicht.
Im Rang lag Kopf an Kopf auf dem Geländer, ich sah nur Turbanbänder
Und Falten bunt verschossener Gewänder,
Und auch vom Ohrgehänge licht ein Funkeln.
Sonst hing ein jegliches Gesicht wie Rauch im Dunkeln.

 


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