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Lingambuden

In diesen Gassen, eng für einen Mann, mit Trommeln, Pfeifen, Gong und lautem Beten,
Kamen fortwährend hurtig Pilgerzüge neu heran.
Die Mauersteine waren glatt gewetzt, die Pflastersteine glatt getreten und schwarz von Fetten der Jahrhunderte,
Schwarz von Milliarden Füßen, die, ihres Leibes Seele sich zu retten, zum goldenen Tempel wandern müssen.
Man streift in Enge jeden Arm, und warm von Weihrauch und von Menschenhauch
War jeder Eckstein wie ein fleischiger Bauch.
Die Sonne fiel zur Gasse nie hinab, und an dem goldenen Tempel eng entlang
Schien dieser Weg ein unterirdischer Gang.
In Höhlen und in Nischen dampften Küchen, stand Spielzeug für die Kinder,
Steinbuden zum Verkauf von Spezerein. Und auf den Budentischen luden auch zum Einkauf hunderttausend Lingams ein.
Ein schwarzer, eiovaler Stein, in eine kleine Kupferpfanne eingesteckt, so ist das Lingamzeichen,
Das leicht den Liebestrieb bei dem, der es sich kauft, erweckt.
In langen Budenreihn standen die Lingams aufgestellt, fußgroß bald und bald fingerklein,
Und haben große Segnungen bezweckt.
Hat sich ein Weib als unfruchtbar entdeckt, kauft sie sich gern ein Lingam ein.
Daß man die Hand hier mit dem Geld nach Fruchtbarkeit ausstreckt und diese auch für Geld erhält,
Zeigt, daß der Indier praktisch denkt und nicht aus falschem Ideal
Sich dümmer als der Weltgeist stellt und als Naturmoral.

 


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