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Die Korsowagen

Und eine Wagenzeile rollte ohne Eile am Strand entlang,
Viel Dienerschaft auf jedem Wagen saß und stand.
Die Wagen waren mächtige Karossen, wie man sie nur zu Krönungsfeiern
Vor hundert Jahren in Europa einst erfand.
Auf einem Rückbrett hielten drei Fliegenwedler große Federfächer in der Hand,
Diener und Kutscher auf dem Bock, die lenkten lautlos und gewandt.
Sie tragen keine Peitsche hierzuland', schlagen mit Peitschenstreichen auch kein Tier,
Geben auf einer Silberglocke nur ein Zeichen, gerät der Wagen ins Gewirr.
Indische Damen wie Bräute schwärmerisch darinnen saßen,
Als ob sie alles freute, als ob sie eben auf die Welt erst kamen.
Der Kutscherglocken warnendes Geläute klang wie ein lustig Spiel.
Die Damen wie würdevolle Kinder sich benahmen, Kinder, denen das Leben blind gefiel.
Sie saßen oft in einer Staatskarosse wohl acht bis zehn beisammen,
Und saßen sich nicht auf dem Schoße.
Sie sind so schmal wie Halme Gras; die eine schmiegsam bei der andern saß.
Sie haben Edelsteine in Nasenflügel eingegraben und in die Ohrenmuschel,
Und manch Rubin schaut wie ein Feuerfunken aus ihrer erdenbraunen Haut.
Sie tragen keine Hüte, keine Röcke und Stiefel keine.
Nur eine Hülle, eine dünne, viel Meter lange reine Seide
Zum Kleide, um Arme, Leib und Beine.
Und wo dich ein Rubin aus dunklem Angesicht anschaut,
Ist dir, als wandelt sich das Blut, das feine, unter der Haut in Edelsteine.
Vom Schleierkleide wird an heißen Tagen ein Ende übers Haupt geschlagen.
Sonst tragen sie kein Kleid am Leibe, nur dicke Silberreifen trägt auch noch das ärmste Weib
Um ihren Fuß und um die Armgelenke, als hochzeitliche Brautgeschenke,
Die sie nie abzulegen wagen, und oft sie ärmste Lumpen über den Silberreifen tragen.
Und tiefste Armut kann sie nicht belehren,
Die teuren Brautgeschenke zu entbehren.

 


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