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Sandsturm

Auf Meilen lag das Land im sandigen Sturm. Der wand sich wild als Wolkenwurm.
Die Sonne hing verborgen hinter dem staubigen Wind, als wucherten hinauf zum Himmel der trockenen Erde Sorgen.
Die Ferne in der Ebene vermauert stand; es war ein lebend Wogen der Erde, die von Hitze ausgesogen.
Der Wind trug weite Felder fort; die wanderten erregt und wechselten den Ort.
Vor Delhi auf dem breiten Landweg schlagen die grauen Falten Sand über den Erdenrand.
Sie tragen wolkige Gestalten; die stürmen dicht und halten Schritt mit Pferd und Wagen;
Sand aus versunkenen Städten, die mit den Domen und den Türmen wie geisterhafte Silhouetten
Im Land zerstreut um Delhi ragen.
Teilte die Morgensonne eine Wolke Sand, fand manchmal sich ein Säulensaal dort, grau in grau,
Und, wie im Bau begriffen, auch eine ganze Stadt, die, wie zur Umschau,
Türme, Kuppeln, Zinnen und Mauerrand am Himmel stehen hat.
Urindische, uralte Städte, menschenverlassen, wo in den Gassen drinnen wie Brand der Sand aufwehte,
Als baute eine Hand hier Ort um Ort über das Land, und eine andere Hand mähte sie wieder fort.
Gleich einem Bild, das angehaucht auf einer Scheibe hingezeichnet stand,
Kam und verschwand im Sandgetreibe die Stadt, die eben noch am Weg sich fand.
Der Sand verwischte gleich die Wagenspur. Als fuhr man durch die Schatten der Jahrhunderte, die rauchten,
Tauchten die Städte wie Nebel aus dem Totenreich, mit Kuppeln und Portalen, mit fahlen Steinen, wie die Knochen bleich.
Wie Samen der Vergessenheit flog hier der Sand und lag mit jedem Atemzug im Streit.

 


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