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Das Bild einer Toten

Ich hatte in Delhi ein kleines Bild der toten Fürstin, auf Gold gemalt, mit Gold bezahlt.
Ich sah mir im Gedächtnis ihr Bild wieder an,
Sah sie, die nicht vor Leidenschaft mild blicken kann.
Elfenbeinweiß ist ihre Haut, dahinter das Blut wie flüssiger Stahl blaut.
Fein ist ihr Gesichtlein und schmal, und die Nasenflügel saugen mit der Luft auch das Licht ein.
Die Augenwimpern spannen der Leidenschaft hellen Strahl
Und sind wie das Dunkel von Tannen über zwei Quellen.
Sie war die Fürstin aller Seelen, sie kannte die kühlen Erhabenheiten und zugleich die schwülen Nichtigkeiten,
Ohne durch Stolz das Schwache vor dem Starken zu verhehlen. Ihr Herz stand über den Zeiten.
Bei ihrem Blicke mochten manchem Geschicke die Stricke gefangener Gedanken aufgehen.
Sie selbst ließ befreit die Lebenslust sehen, aber wie mit einer Sichel konnte sie wohlbereit ihre eigenen Freuden niedermähen,
Mußte es für den Liebsten geschehen.
Dieser fürstlichen Frau baute der Fürst über ihre geschlossenen Augen einen unendlichen Kuppelbau.

 


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