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Abschied vom glänzenden Eiland

Und ich verließ das palastgroße Hotel mit seinem Fremdentrosse, seinen Fenstern, die immer von den lärmenden Rabenscharen umschrieen,
Seinen Palmen und seinem Gartengrase, das immer von der Meerbrandung bespieen. Das Hotel, darin die Reisenden wie auf einer Weltstraße
Zwischen vier Weltteilen aus- und einziehen. Und ich wußte: ich verlasse zugleich jetzt die braune, indische Rasse, mußte fort über den fünften Meerweiher,
Fort von den indischen Augen, die beweglich sind wie kugelnde Eier, deren Pupillen nie alltäglich blicken, die ihre Gedanken, wie unermüdliche schlanke Reiher, im Flug ins Nirwana schicken.
Ich verließ eine Welt, die das Irdische überwand, weil es ihr so gefällt, die den Widerstand aufgab und sich dann unbedroht fand,
Und war mehr als mit dem Leben bekannt mit dem Tod.
Ein großes englisches Schiff im Hafenwasser von Colombo stand. Das rief mit seinen Abfahrtsignalen die Reisenden in kleinen Booten wie auf Nußschalen herbei.
Und ich stand bald an Bord, fand mich endlich wieder auf echt europäischem Boden, sah europäische Damen mit Frühlingshüten und in den Kleidern der letzten Moden.
Ich seufzte, weil jetzt die einfachen indischen Lappen verschwanden und die nackten, braunen Gestalten, die sich vorher zwei Monate vor meine Blicke hinmalten.
Doch nach Tagen gewöhnt' ich mir in Schnelle Europa wieder an, sah von der Schiffsschwelle Indien schon bald wie ein Bild von Sagen an,
Und ich behielt nur noch am Finger die Ceylonringe als einzige indische Wirklichkeitsdinge. Und sah ich mitten im Meerglanz in meiner Edelsteine Feuer,
Wurden sie mir, wie ein indischer Gruß an der Hand, lieb und teuer, als letzter Glanz vom »glänzenden Eiland«.
Ich hab' schon gesagt: wenn die Liebste weit ist und fern, hängt das Herz sein Feuer an Glänzendes gern.
Aber auch glänzend sind die Tränen, glänzender als die Juwelen, und aus beiden sprühen der Leidenschaften Seelen.

 


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