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Im Gewühle der Moscheen

An allen Schwellen, in arabischen Moscheen, mußt' ich mich ruhig hinstellen
Und warten, bis sich ein Diener fand, der mir Filzschuhe um die Stiefeln band.
Nur so ließ man's geschehen, in Filzpantoffeln ließ man ungläubige Füße über heiligen Boden gehen.
Und in die Koranschulen trat ich ein und sah dort Hunderte in Säulenhöfen und in Säulenreihen sitzen,
Groß und klein, und ihre Lippen schnurrten wie die Weberspulen.
Doch was mich wunderte, war, daß sie alle laut, und ihre Köpfe wiegend, am Boden in den Hallen und in den Höfen liegend,
Den Koran lernten. Und gleichwie Seifenschaum stieg ein Geschrei empor,
Gleichwie im frühen Morgen, in einem Baum, Schwatzen von einem lauten Spatzenchor.
Doch was sie lernten, konnt' ich nicht begreifen, ob's Weisheit oder Liebeslieder waren.
Ich dacht', nach ihrem eifrigen Gebaren, daß sie mit beiden Wangen sangen
Von dem, was wohl den Koranweisen nicht entgangen: daß man mit Weisheit stets entrinnt allen Gefahren;
Und daß die Höfe und die Hallen davon erklangen; doch daß die ein' Gefahr nie aus dem Wege geht, daß Liebe kommt, besteht,
Und Liebe keiner durchs Gebet erfleht. Das, dacht' ich mir, sei den lernenden Scharen immer wieder aus der Kehle gefahren.
Denn, wenn man auch mit Filzpantoffeln, lautlos und verstohlen, auf heiligem Boden der Moscheen geht,
Die Liebe hängt sich dir an deine Sohlen und läßt dich nicht mehr fromm und stillen Atem holen,
Sie heißt dich seufzend nach der Vielgeliebten sehen, auch im Gewühle der Moscheen.

 


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