Karl Simrock
Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter
Karl Simrock

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Sprendlingen

114. Michel Mort der Kreuznacher

»Auf zum Kampfe!« rief der Herold, »Sponheim will dem Feind erliegen!«
Nach dem Zeughaus zu den Waffen sah man die Getreuen fliegen.

Von den Schwertern, hier gehäufet, wählte Michel Mort das schwerste;
Ohne Helm und ohne Harnisch war er auf dem Platz der erste.

Dort auf blutgetränkter Ebne durch die Leichen der Genossen
Sah er wanken den Gebieter, von den Feinden rings umschlossen.

»Kreuznach hier, mein edler Grave!« ließ er seinen Ruf erschallen,
Und bei jedem seiner Hiebe sah man einen Gegner fallen.

»Kreuznach hier, ihr Pfaffenknechte!« hallte seine Stimme wieder,
Und mit jedem Schlag des Schwertes schlug er einen Söldner nieder.

Schlug umher wie Blitz und Hagel, Splitter flogen in die Weite,
Und im Nu des Augenblickes focht er an des Grafen Seite.

Hieb entzwei des Nächsten Lanze, hieb ihn selbst vom Roß zur Erde,
Half dem Herrn, dem schwergetroffnen, hingesunkenen zu Pferde.

»Rettet Euch, mein edler Grave, dem Verfolger will ich wehren!«
Rief er fechtend, rief er sinkend, hingestreckt von hundert Speeren.

Wird durch Sprendlingens Gefilde, Wanderer, dein Fuß einst wallen,
Weil' an einem grauen Steine: Michel Mort ist hier gefallen.

            G. Pfarrius.

 


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