Karl Simrock
Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter
Karl Simrock

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Düren

35. Nit von Birgel

Es kam ein spanischer Ritter zu Köln wohl an den Rhein;
Was führt' er auf dem Hute? Von Gold ein Kränzelein.

Ihm hat gelobt sein König, ein Landsherr soll er sein,
Brächt' er gen Spanien wieder das goldne Kränzelein.

Drommeten ließ er blasen zu Köln und allerwärts:
Kein Ritter wollte kommen zu wagen solchen Scherz.

Da war Herr Nit von Birgel, Erbmarschall Jülcher Lands,
Der ritt hinweg mit Eile gen Köln wohl um den Kranz.

Herr Nit war tapfern Herzens: als er gen Köllen kam,
Er hub wohl an zu fragen: wo liegt der span'sche Mann?

Alsbald mit starkem Eifer griff er das Kränzlein an,
Darob ihm sehr ergrimmte der span'sche Rittersmann.

O weh dir, Nit von Birgel, wes nahmest du dich an?
Mit mir nun mußt du fechten ums Kränzlein wohlgetan.

»Was meinst du, span'scher Ritter? Darum ich kommen bin:
Mit dir den Speer zu brechen ist meines Herzens Sinn.«

Das Kampfspiel ward gesprochen, der Tag dazu benannt,
Auf einer Heide grüne, bei Düren im Jülcher Land.

Als nun der span'sche Ritter auf Düren ritt daher,
Des Zuges ihn gereute, das Herz ward ihm so schwer.

Erbmarschall Nit von Birgel mit großer Ritterschar
Durch Düren ritt er lustig, als gält' es nicht Gefahr.

Drommeten ließ er blasen durch Düren lustig frei,
Daß alle schauen sollten, ob er ein Ritter sei.

Als auch der span'sche Ritter zu Düren inne kam,
Da war er anzuschauen als ein verzagter Mann.

Zu Rosse kam der Spanier in seinem Eisenkleid:
»Des walte Gottes Mutter: ich bin bereit zum Streit.«

Erbmarschall Nit von Birgel versäumt' auch keine Zeit:
»Des walt St. Jörg der Ritter, zum Streit bin ich bereit.«

Der erste Ritt des Spaniers war gar nicht reitenswert:
Fuhr mit der Lanz' zu nieder, erstach Herrn Nitens Pferd.

»Ei, Spanier, was war dir von meinem Roß geschehn?
War ich zu hoch gesessen, zu Fuß will ich dir stehn.«

»Ach! mein Herr Nit von Birgel, laß deinen zorn'gen Mut,
Will dir das Roß bezahlen: ich hab' viel Geld und Gut.«

»Ei wisse, span'scher Ritter, es ist nicht um das Roß,
Ich hab' noch vierundzwanzig auf meiner Streu im Schloß.«

Als nun Herr Nit von Birgel bestieg ein ander Pferd,
Er traf den Spanier tapfer und stürzt' ihn auf die Erd'.

Der Spanier, der so übel zu Boden war gebracht,
Wollt' keinen Kampf mehr halten mit Jül'cher Ritterschaft.

Die Herrn zu Rate gingen: da währt' der Rat nicht lang':
Man gab Herrn Nit die Ehre, dem Spanier schlechten Dank.

Da banden sie dem Spanier das Kleinod von dem Hut,
Herrn Nit damit zu zieren, den Helden wohlgemut.

Herrn Nit ward das gegeben, weil er das Best' getan,
Den Preis im Kampf gewonnen bei Düren auf dem Plan.

Der Spanier bat die Herren, ihm das nicht nachzuschreiben:
Der Preis und auch das Kränzelein sollt' dem von Jülich bleiben.

Nun höre, was ich sage, und merk's ein andermal:
»Überhebe dich nicht wieder, Hoffart kommt vor dem Fall.«

            K. S. [Karl Simrock] nach einem alten Liede.

 


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