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Am Nachmittage erhielt Overbury einen Brief von Mistris Turner, worin sie – auf ihre Verabredung Bezug nehmend – ihn bat, bei eintretender Dunkelheit sie zu besuchen; sie werde ihn diesmal nicht abweisen, sei doch ihr Gatte für eine Woche verreist.

Gegen zehn Uhr zog Overbury die Glocke an der Haustür des Karmeliterinnenklosters. Ihm öffnete das Nähmädchen Alison Loring, die Rosenkreuzerin, die unglückliche Freundin seines Schwagers Sir Steffen Leyburne. Sie war noch immer so bleichsüchtig und verdrückt, wie er sie vor Jahren in der Katakombe der Fraternitas Rosae Crucis und dann einmal am Krankenbett Oriana's gesehn hatte, kurz bevor er die Donquichotterie beging, ihren Vater, den von Negersklaven bedienten reichen Puritaner, zu ihren Gunsten umstimmen zu wollen. Seitdem das mißglückt war, hatte sie sich bei Oriana nicht mehr blicken lassen.

Wie gern auch Overbury sich nach ihren Schicksalen erkundigt hätte, – Umstände und Zeit erlaubten keine lange Begrüßung dort im engen Flur zwischen der Apotheke und den Wohnräumen der Putzmacherin. Kaum war er in den Flur getreten, wurde Franklin's bleigraues Antlitz an der Apothekentür sichtbar; sofort allerdings verschwand es, und die Türspalte schloß sich. Overbury, den das Gefühl, beobachtet zu sein, unfrei machte, vermied es, die Bekanntschaft mit Alison zu erneuern. Wie ein Fremder grüßte er das Mädchen und fragte nach ihrer Herrin. Als er aber seinen Namen genannt hatte, fügte er kaum hörbar leise hinzu:

»Ist Helways wirklich verreist?«

»Ja, Sir. Seien Sie trotzdem auf der Hut! ...« flüsterte ebenso leise Alison, während sie an Mistris Turner's Wohnzimmertür klopfte.


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