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Als die Kinderlose die Augen geschlossen hatte, ahnte ihr ehrlich trauerndes Volk noch nicht, daß die Krone dem Sohne ihrer geköpften Feindin Maria Stuart zufallen würde. Andere, in deren Adern gleichfalls Tudor-Blut floß, schienen würdiger zu sein als der unwürdige, Knaben liebende Schulmeister auf Schottlands Thron, der freilich nach dem Tode seiner Mutter die blutbefleckte Hand Elisabeths feige und liebedienerisch geküßt, sich ihre Gunst erschmeichelt hatte. In Tavernen und bei Hahnenkämpfen und Pferderennen, aber auch in den parfümierten Gemächern des Adels, erhitzten sich manche für William Seymour, Lord Beauchamp: stammte er doch von Maria Tudor, einer Schwester Heinrichs VIII. ab. Am meisten Sympathie beim Volk und der Nobility genoß indes ein zehnjähriges Kind von wunderbarer Schönheit, Lady Arbella Stuart, deren Großmutter eine andere Schwester jenes hochbegabten Blaubarts, also eine Tante der jungfräulichen Königin, gewesen war. Sir Walter Raleigh, Krieger, Seeheld und Dichter, verfocht in dem von ihm gegründeten Mermaid-Klub die Rechte der noch ungekrönten kleinen Königin ...

Was beim Wein, beim Tennis, bei Hahnenkämpfen verfochten wurde, blieb dem allmächtigen Staatssekretär Sir Robert Cecil nicht verborgen – das Entziffern der Spionenberichte trug mit Schuld daran, daß seine grünen Kaninchenaugen stets karminrote Lider umränderten. Doch Kinder zu krönen und eine Regentschaft zu errichten war nicht nach seinem Geschmack; vielleicht auch darum nicht, weil seine Freundin, die nicht mehr junge Catherine Lady Suffolk, längst unauffällig dem Schottenkönig den Weg geebnet hatte, seit Jahren von dessen heimlichem Sachwalter, dem Earl of Mar, erkauft. An Elisabeths unbestechlichem Hof war sie ein Monstrum an Bestechlichkeit; ihr war für Gold ihr Leib feil und feil auch die Gesinnung ihres Gatten Thomas Lord Howard of Walden; mit den Dukaten, die sie von Don Fernando Gyrone, dem spanischen Gesandten, und vom schottischen Earl of Mar erhalten hatte, erbaute Lord Howard den mehr als fürstlichen Palast Suffolk House in London.

Seit Jahren war der Boden beackert worden, auf dem die tragische schottische Saat aufgehen sollte. Schon Essex war ein Partisan des Königs James gewesen.


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