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Der Gedanke, Cymry Castle aufzusuchen, war James während eines Gesprächs mit Overbury urplötzlich gekommen. Längst nicht mehr bettlägerig, trug er bis vor zwei Tagen Schlafrock und Nachtmütze ( – jene rotbraune, mit venezianischen Goldfäden bestickte, Königin Anna's Gespött). Noch immer roch sein Schlafzimmer nach Medikamenten, die er nicht zu entfernen erlaubte. Ins Krankenzimmer also hatte er Overbury – einen Tag nach Seymour's Abreise – rufen lassen, und lange unterhielt er sich unter vier Augen mit ihm.

Seit dem Vorfall mit dem jungen Waldmenschen, der unverblümt ihn einen Sodomiten genannt hatte, war James unablässigen Grübeleien verfallen. Die damals gewechselten Worte immerfort sich ins Gedächtnis rufend, fand er es nachträglich seltsam, daß Overbury damals sogleich ein Unbehagen gezeigt und den Fremden als armen Toren bezeichnet hatte, – geradezu, als ob er ihm nicht fremd wäre. Das ließ James keine Ruhe. An sich schon war Overbury ihm neuerdings nicht ganz geheuer, hatte er doch als einziger Ohrenzeuge die »Botschaft Jehovas« mitangehört. Dadurch war er in die Reihe der Gefährlichen gerückt, die bevorzugt und mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt werden mußten.

Des Königs Frage, ob er den Waldmenschen kenne, bejahte Overbury unbefangen. Aus dem wenigen, was er über ihn wußte, machte er kein Hehl. Freilich behielt er für sich, durch welch eine merkwürdige Verkettung ihn das Geschick mit dem jungen Fanatiker zusammengeführt hatte und daß es als eine Folge der fast schon vergessenen Ermordung seines Schwagers Sir Steffen Leyburne geschehen war. Dies und viele Einzelheiten hatten bloß für ihn selbst und sein Weib Oriana Bedeutung, – nicht aber für den König, der es sogar verübelte, wenn Leyburne, der Favorit eines Vormittags, und Helways, der Dieb von Hampton Court, in seiner Gegenwart erwähnt wurden. James, der gern an Gedächtnisschwäche litt, verlangte auch von seiner Umgebung Gedächtnisschwäche.


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