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Beim Gala-Souper an diesem Abend fehlte der französische Gesandte, – es war ja begreiflich, daß er den Feinden des Pariser Hofes aus dem Weg ging. Nicht beengt durch seine Gegenwart, ließ James sich hemmungslos gehn. War er sonst schon das enfant terrible seiner Minister, so überbot er jetzt sich selbst, indem er es an unpolitischen taktlosen Äußerungen über den Herrscher des Nachbarreiches nicht fehlen ließ. Je heller seine Späße vom kalkigfahlen Joinville und dessen Gefolgschaft belacht wurden, um so roter färbte sich Cecil's Antlitz ...

Die übertriebene Zuvorkommenheit des Gastgebers machte die Franzosen dreist und unbescheiden. Gegen Ende des Mahles, als die Feststimmung durch viel Honigreden und viel Wein angeheizt war, verkündete James: am folgenden Morgen werde den Gästen der berühmte Löwenzwinger im Tower sowie ein Kampf zwischen einem Bären und einem Löwen gezeigt werden. Überraschend war Joinville's Erwiderung:

»Die Löwen im Tower sind allerdings berühmt, und wir freuen uns, sie zu sehn. Noch berühmter aber sind die menschlichen Löwen im Tower, – und keine größere Freude können Euer Gnaden uns bereiten als mit der Erlaubnis, auch die zu besichtigen!«

Zunächst folgte auf diese Worte eine peinliche Pause. Noch nie war von einem Ausländer ein solches Ansinnen gestellt worden. Während James zögerte, wagte sich Nebukadnezar vor:

»Les lions humains, mon Prince, vous mangeront plutôt que nos autres lions, – car ceux-ci sont trop bien nourris!«

»Ah, – et ceux-là ne le sont pas?« fragte Joinville.

Das ging James denn doch wider die Ehre, daß vermutet werden konnte, er lasse seine weltberühmten Gefangenen hungern. Deshalb, und auch weil er einen Mißklang fürchtete, gewährte er die unerhörte Bitte. Oh! sie sollten sich mit eigenen Augen davon überzeugen, wie gut die Köche des Tower's kochten! ...

Als sämtliche Burgen aus Marzipan verzehrt waren und man auf die Terrasse hinaustrat, das Feuerwerk zu betrachten, fand Cecil Gelegenheit, James heimlich beiseite zu ziehn und ihm Vorstellungen zu machen. Er sah einen Hexensabbat im Tower voraus.

»Wie viele sind dort?« fragte James.

»Seitdem Patrick Ruthven entlief und Grey neulich starb, sind es nur drei Staatsgefangene: Percy, Raleigh und Geoffrey Ruthven.«

»Wir müssen ihnen Maulkörbe anlegen.«

»Das dürfte schwer sein, mein Lord. Das könnte nur ein Löwenbändiger tun!«

»Zweifeln Sie daran, daß ich einer bin? ...«


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