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Früh am nächsten Morgen ruderte von Richmond kommend die rosengeschmückte Königsbarke, mit Prinz Hal und seinem Fechtlehrer Lord Moray an Bord, die Themse abwärts. Aber Overbury, den Hal an seinem Ehrentage gern bei sich gehabt hätte, nahm an der Fahrt nicht teil: noch trauerte er, von Selbstvorwürfen gequält, um Oriana und hatte sich die Erlaubnis erbeten, den turbulenten Festen fernbleiben zu dürfen.

Als die Barke nahezu Whitehall's Landungstreppe erreicht hatte, ruderten ihr die bewimpelten Boote des Lord-Mayors und der Aldermen entgegen. Die stolze Begrüßungsrede des Stadthauptes mußte Hal mit verbindlicher Miene anhören, erwidern, für die Geschenke der Stadt mit galanten Worten danken. Zum Schluß kamen noch der Meeresgott Neptun rittlings auf einem mächtigen Delphin und die Königin des Meeres Amphitrite auf einem furchtbaren Walfisch herangeschwommen und rezitierten Gedichte. Den göttlichen Versen angemessen war des Prinzen bescheidene Entgegnung, – kein Sarkasmus war aus ihr herauszuhören. Geschickter als Neptun, der auf dem wellenumspülten, hin und her schaukelnden Delphin immerzu um sein Gleichgewicht bemüht war, spielte Hal seine Rolle. Man hatte ihn dazu erzogen, er machte seine Sache gut. Und dennoch empfand er sich als Schauspieler, zutiefst unbeteiligt am Drama, das andere begeisterte. Schwarz von Menschen waren beide Ufer des Flusses, und aus den Fenstern des Whitehall-Palastes blickten Lords und Ladies wie aus Logenplätzen eines Theaters auf den prinzlichen Darsteller herab.

Nur einmal schweiften seine Augen nach den Fenstern hin. Zu flüchtig war sein Blick, und er entdeckte die nicht, für die er so graziös seine Prinzenrolle gab.


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