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Als Hal mit dem Türklopfer gepocht hatte, öffnete ihm der alte Earl of Northampton selber. Über Hal's verdutztes Gesicht lachend, entschuldigte er sich, daß er den Pförtner mache, – aber er habe seinen sämtlichen Dienern erlaubt, sich den Totentanz anzuschauen. Ein gedeihlicher Anblick fürs gemeine Volk (erläuterte der alte Sünder, seinen weißen Wotansbart streichend). Und so komme es, daß er allein das Haus hüte und trübselig allein beim Wein sitze. Er würde sich freuen, wenn seine Hoheit ihm Gesellschaft leisten wollte ... Das konnte Hal nicht gut abschlagen.

Spät und ziemlich benommen vom Wein ging Hal schlafen. Ob dem Muskatwein ein Opiat beigemischt war? fragte er sich, weil seine Schläfen so hämmerten. Sinnend zog er sich aus, die Melodie der Totenlitanei wogte und rauschte in seinem Ohr. Als er, entkleidet, ans Himmelbett herantrat und den Musselinvorhang zurückschlug, prallte er taumelnd zurück. Dort schlief Frances – die junge Lady Essex – in seinem Bett. Im Nu war er hellwach. Er wollte und mußte fliehen. Auf den Zehen schlich er zur Tür. Sie aber sprang aus dem Bett, lief hin zur Tür, umschlang ihn mit den Armen ... Splitternackt war sie, zauberhaft, elfenhaft.

Er blieb.

Draußen vor dem Schloß, auf den mondblanken, von der Themse bespülten Steinstufen, saß die Meermaid, barg ihr Gesicht in den Händen und weinte.


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