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21

Am Nachmittag erfolgte im großen weißen Saal des alten Westminster-Palastes die Krönung. Vollzählig war die königliche Familie versammelt, der Pfalzgraf mit den ausländischen Gästen, der Klerus, die höchsten Würdenträger, die Spitzen des englischen und schottischen Hochadels, die Gesandten Venedigs, Savoyens und Hollands, der Lord-Mayor und die Aldermen.

In purpurroten Samt gekleidet betrat der Prinz die Halle, von Pembroke (in dessen Eigenschaft als »Lord Chamberlain«) und von Edward Harbert Marquis of Worcester, (in dessen Eigenschaft als »Earl Marshall of England«) hereingeführt. Dann folgte, mit der Krönungsurkunde in der Hand, der Wappenherold, den man »garter king of arms« nannte. Und hinter diesem schritten Southampton, Dorset, Shrewsbury, Arundel und der schottische Earl of Thirlistaine: auf brokatenen Kissen trugen sie den Krönungsmantel, das Schwert, das Zepter, das Armband, die Kappe und die Krone.

Hal stieg die zum Thron führenden Stufen empor und kniete vor James nieder. Während Suffolk die Krönungsurkunde verlas, wurden dem Knienden die Kroninsignien umgelegt, wurde ihm das mit Saphiren geschmückte Schwert – ein Geschenk seiner Mutter – in die Hand gegeben, wurde ihm die Kappe und die zierliche Zackenkrone aufs Haupt gesetzt.

Nicht einmal wie ein Schauspieler und Darsteller seiner selbst kam er sich da kniend vor, – nur noch wie eine Puppe, wie eine Gliederpuppe, auf die man Kleider und Flitter hängt. Gottlob, daß die Maskerade zu Ende ging. Ein Trotz übermannte ihn, eine Gier, er selbst zu sein. Er erhob sich und machte eine tiefe Verbeugung vor Arbella. Sie saß neben seiner Schwester und seiner Mutter, – daher merkte niemand von den zahllosen Augenzeugen rings, wem seine Verbeugung gegolten hatte. Bloß vier strahlende Augen wußten es. Unbekümmert um Ort und Zeit verbeugte er sich noch einmal vor ihr, seiner Belle Dame Sans Merci, die ihn so oft grausam als unreifes Kind behandelt hatte. Von heute ab war er kein Kind mehr! ...

James ging auf ihn zu, umarmte ihn, küßte ihn auf beide Wangen. Von der Empore herab erscholl weihevoller Kirchengesang.


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