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10

Plötzlich schnellte er empor und blickte lauschend nach der offenen Tür des Bibliothekzimmers.

»Sie kommen! ...« murmelte er.

»Wer, Sir?«

»Hören Sie's denn nicht?«

»Nein ... Wer kommt denn?«

»Der wilde Jäger von Dartmoor und die schwarzen Doggen.«

»Dort aus dem Zimmer?«

»Ja, immer von dort her ... Sie verfolgen das Mädchen ... Hören Sie denn nicht das Gekläff?«

»Nein, Sir, wirklich nicht ... Kommt denn auch das Mädchen her?«

»Bei mir sucht sie ja Schutz und ich muß ihretwegen mit dem Wilden Mann kämpfen!«

In fliegender Hast nahm Murdac einen Brustharnisch von der Wand und schnallte ihn sich um. Dann riß er den Degen aus der Scheide. Wie kugelige blaue Quallen wölbten sich seine Augen glotzend vor. Er stieß einen schrillen Schrei aus und packte Seymour am Arm.

»Dort steht sie. Jetzt müssen Sie sie doch sehn.«

»Wo?«

»Dort ... Das weiße Mädchen mit dem offenen Haar ... Ha! und dort ist der Jäger und die Doggen!«

Wild stürzte er auf die Tür zu.

»Ha, Schurke, du schaust aus wie ich! Doch damit schüchterst du mich nicht ein! Sieh dich vor, zu Grütze zerhacke ich dich und deine Doggen – und wenn du zehnmal mein Ebenbild bist! ... Rühre das Mädchen nicht an! – sie war das weiße Kaninchen, das ich so gern gerettet hätte ... Du hast das arme Ding umgebracht – nicht ich!« In maßloser Wut focht Murdac mit Lufthieben gegen einen unsichtbaren Feind, und von neuem stieß er gellende Schreie aus. Schließlich ermattete er, sah sich suchend um und rief Seymour triumphierend zu:

»Ihn und die schwarzen Doggen habe ich verjagt!«

»Blieb das Mädchen, Sir?«

Murdac nickte bejahend. Er warf den Degen auf die Erde und streckte die Arme wie bittend aus nach der Tür.

»Warum bliebst du nicht im Grab, weißes Kaninchen? ...«


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