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Aufrichtig und ungeschminkt war die Freude des Königs über den Tod seines unbequemen Mentors. Wie wenn er ihm nachträglich einen Schabernack spielen wollte, ernannte er zu seinem Nachfolger den Earl of Suffolk, welcher als Haupt der spanischen Partei stets ein Gegner Lord Cecil's gewesen war. Daß James ausgerechnet diesen heimlichen Papisten zum Lordkanzler machte, wurde vom Volk wie ein Schlag ins Angesicht des Toten empfunden.

Nicht einmal das Leichenbegängnis wartete James ab, nicht schnell genug konnte er sich der Pietät und Dankesschuld gegen den Verblichenen entledigen. Er scheute sich nicht, öffentlich zu erklären: jetzt endlich werde er selbst den Staatswagen lenken, und sein höchster Beamter werde nur ein Vollstrecker seines Willens sein; aus diesem Grunde habe er den treuen, ehrlichen Suffolk ausersehen; denn der sei gottlob! nicht geistreich genug, um – (wie Cecil es mit Vorliebe getan) – »durch witzige Epigramme, Zitate und Anekdoten vom Gesprächsthema abzulenken und seinen König zu nasführen«.

Von einem Alp befreit, atmete auch die Königin auf. Gehaßt und, mehr noch, gefürchtet hatte sie den kleinen Spürhund. Erst letzthin war sie von ihm gezwungen worden, die Lauge ihres Spottes nicht mehr über Heidelberg zu ergießen und sich dreinzufinden, daß der Pfalzgraf ihr Eidam werde ... Voll neuer Hoffnung wandte sie sich nunmehr an Cecil's Nachfolger und ersuchte ihn, eine Absage nach Heidelberg zu schicken.

Doch Suffolk konnte nicht hexen: unterwegs bereits waren die deutschen Gäste. Die Vorbesprechungen hatten mit Versprechungen geendet. Das ließ sich ohne Affront nicht rückgängig machen.

Außerstande, ihren Wunsch zu erfüllen, entschädigte er sie, indem er sich anheischig machte, eine Heirat des Prinzen Hal mit der Infanta von Spanien in die Wege zu leiten. Auch dies war ja ein Wunsch, ein alter Herzenswunsch der Königin. Sie hatte vor Jahresfrist ihrem Sohn drei katholische Prinzessinnen zur Wahl gestellt, von denen inzwischen zwei, die von Savoyen und die von Toscana, verheiratet worden waren. Und Eile war geboten, denn es verlautete, Kardinal Richelieu stehe im Begriff, zugunsten des jungen französischen Königs um die Hand der Infanta anzuhalten. (Allerdings hatte der Kardinal eben erst seinem weiberscheuen königlichen Mündel den schönen Saint-Mars als »Idol« zugeführt ...)

An der Hartnäckigkeit des Prinzen waren die früheren Bemühungen seiner Mutter gescheitert, – wenn nicht noch mehr am heimlichen Widerstand Robert Cecil's. Daß dessen so anders gearteter Nachfolger bestrebt sein werde, die protestantische Verlobung der Prinzessin durch eine katholische des Prinzen wettzumachen, verstand sich eigentlich von selbst. Weniger von selbst verstand sich, was er nachträglich eingestand: daß er nämlich hinter dem Rücken Cecil's, Wochen vor dessen Erkrankung und Tod, am Madrider Hofe habe sondieren lassen, und daß die erhaltenen Antworten ermunternd seien ... Feuer und Flamme wurde die Königin über die Freudenbotschaft. Zwischen ihr und dem Earl wurde verabredet, die Verhandlungen in Madrid sollten zunächst ohne Wissen des Prinzen Hal geführt werden.

»Ein leckeres Mahl muß auch mundgerecht serviert werden, – der Appetit stellt sich dann von selbst ein«, meinte Suffolk.


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