Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Erster Band. Lehrjahre
Max Eyth

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123.

Magnolia, den 25, März 1868.

Lawrence wollte zur Ehre der Einführung des Dampfpfluges ein kleines Fest geben und hatte den General Hancok, den derzeitigen Diktator von Luisiana und Texas, sowie die unvermeidlichen Zeitungsschreiber dazu eingeladen. Unglücklicherweise wurde Hancok am Sonntag plötzlich nach Washington berufen und so fiel dieser Plan ins Wasser. Am Mittwoch beendeten wir sodann das eigentliche Frühlingspflügen.

Den folgenden Tag bestellte Mr. Lawrence einen weiteren Dampfpflug, um die Hälfte größer als die größten, die wir bisher gebaut haben. Die Verhandlungen hierüber, meine Telegramme, Briefe und Skizzen nach England mußten im Sturm verschickt werden. Es wird gerade reichen, die neuen Maschinen vor Juli, dem Ende unsrer Zollfreiheit, hereinzubringen.

Im letzten Brief schreibt mir Fowler auf meine Schilderungen der hiesigen Verhältnisse hin: »You have done wonders under difficulties. Ich denke wie Sie, daß wir für den Augenblick die Sache in Amerika nicht weiter forcieren sollten. Wir haben alle unsre Pflicht getan.«

Lawrences neue Bestellung ändert den Stand der Dinge ein wenig. Alles, was wir brauchen, ist Zeit und eine Verlängerung der Zollfreiheit. Das Konstruieren von besonderen Geräten für die Zuckerkultur ist keine Hexerei und im besten Gang. Ich habe nun eine Eingabe an den Kongreß abgefaßt und drucken lassen, worin die hiesigen Pflanzer und so weiter um eine weitere Ausdehnung freier Einfuhr für Dampfpflüge auf drei Jahre bitten. Lawrence und ich lassen sie in Luisiana kreisen, Longstreet in Alabama, General Walker in Illinois, Tatham im Nordosten. Die Forderung ist so vernünftig und von allgemeinem Nutzen; sie berührt nicht in einem einzigen Punkte die Interessen hiesiger Fabrikanten, daß sie wohl in jedem andern Land ohne Anstand durchginge. Hier im freien Amerika wird es schließlich wieder auf ein geschicktes Schmieren hinauslaufen, ohne das in Washington kein Schiebkarren in Gang zu setzen ist.

Auch auf dem Wasser, bei der Drahtseilschiffahrt, regt sich der Frühling. Faulkner von Neuyork verlangt Pläne für einen Übergang über den Mississippi im hohen Norden (Minnesota-Eisenbahn) nach unserm System und will wissen, wann ich hinaufkommen könnte, um die Sache zu leiten. Die Pläne habe ich geschickt; über mein Kommen mußte ich vorläufig noch etwas verschwommen antworten. Von de Mesnil werde ich mit Briefen überschüttet. Auf der Maas müssen sie erfolgreiche Probefahrten mit einer kleinen Versuchsmaschine gemacht haben und Fowler soll nun die richtigen Schleppdampfer nach meinen Zeichnungen bauen. Auf der Newa handelt es sich um einen Schleppdampfer von hundert Pferdekräften, für den ich nur Skizzen senden konnte. Die Zeichnungen des Nilkataraktenbootes sind zu meiner Einsicht auf dem Wege hierher.

An der Spree dagegen zeigen sich Hindernisse. Die preußische Patentkommission hat uns die Patente verweigert, da die Erfindung weder neu, noch nützlich sei. Diese Berliner –! Die Sache ist so nickelnagelneu, daß sich Amerikaner und Engländer erst langsam an den Gedanken gewöhnen müssen; die Berliner aber wissen das natürlich alles schon! Ich werde versuchen, den dortigen hochweisen Rat von der Unrichtigkeit seiner Auffassung zu überzeugen. Vermutlich liegt die Schwierigkeit an einer Verwechslung mit Vorrichtungen, die da und dort bei Fähren angebracht wurden, die aber, was Mittel und Zweck betrifft, völlig verschieden wirken. Höchst wahrscheinlich ist die Ursache der Verweigerung ein in Preußen fast ausgesprochener Grundsatz, Ausländern, wenn irgend möglich, Patente nicht zu erteilen. Eine feine Politik, namentlich einem Ausländer wie mir gegenüber.


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