Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Erster Band. Lehrjahre
Max Eyth

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86.

Schubra, den 24. Januar 1866.

So geht's! – Obgleich ich meine mir selbst noch unklaren Absichten nur vertrautesten Bekannten mitgeteilt hatte, schickte soeben Halim-Pascha nach mir. Er spielte Billard, und sein Hofstaat stand mit pflichtschuldiger Bewunderung um ihn. Ich dachte an nichts Schlimmeres, als daß eine Schraube im Harem losgegangen oder daß er eine selbsterfundene Fischangel geschmiedet haben wolle. Anstatt dessen kam er mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit auf mich zu, packte mich am Rockknopf, eine ihm eigentümliche Gewohnheit, und rief: »Ist es wahr, daß Sie mich verlassen wollen, Herr Eyth?« – Da war die Bescherung! Doch habe ich mir schon längst abgewöhnt, überrascht zu werden, und sagte ruhig: »Ja, ich erwarte nur Briefe aus England, um Eurer Hoheit die Sache mitteilen zu können!« – Worauf sich eine düstere Wolke über sein Gesicht zog. »Immer reisen, nicht wahr? immer wandern!« »Nein, Hoheit; geben Sie mir nur drei Tage Zeit und gestatten Sie mir dann, Ihnen meine Pläne vorzulegen.« – »Gut, ich hoffe nur, daß Sie mich nicht sitzen lassen, ehe wir jemand gefunden haben, der Ihre Stelle übernehmen kann.« – »Ich werde meinen Platz nicht verlassen, Hoheit, ehe Sie in dieser Beziehung vollständig befriedigt sind.« Worauf ich in Gnaden entlassen wurde.

Reisen, wandern! – Warum wollet Ihr mit Gewalt von Schöntal nach Blaubeuren? Warum ich von Ägypten nach Japan? Noch haben die blauen Berge ihre magnetische Kraft nicht verloren, und noch hat der Vogel sein Nest nicht gefunden.

Es gibt Vögel, die nie eins finden.


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