Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Erster Band. Lehrjahre
Max Eyth

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59.

Schubra, den 26. April 1864.

Zwei Schlachttage und ein glorreicher Sieg! Mit drei Jahre alten Maschinen, von denen die eine durch einen Sturz ins Wasser schwer verwundet war, mit einem Haufen Halbwilder, von denen die meisten erst seit einem Jahr wissen, was Kohle ist, hatte ich mich gegen die neuesten Maschinen von Howard, bedient von fünf zu diesem Zwecke auserwählten Leuten englischer Herkunft, zu wehren. Der Wellingtonsche Gedanke: »Was werden sie in England sagen, wenn du geschlagen wirst?« hat mir ein Waterloo erfochten. Zu einer genaueren Beschreibung habe ich keine Zeit. Gestern wurde kultiviert. Meine Araber, durch ein Backschisch fanatisiert, stürzten wacker in den Kampf, und die alten Maschinen rasselten wie besessen. Die Sicherheitsventile hatte ich etwas Weniges zugeschraubt, so daß wir bald einen schönen Vorsprung gewannen. Aber auch die Engländer schraubten ihre Ventile fester. Nach einer Stunde flog ihnen ein Bleipfropf aus der Decke der Feuerbüchse, und der Dampf löschte unter gewaltigem Brausen ihr Feuer aus. Damit war der Kampf vorläufig zu Ende, indem überdies eine Stunde vollständig genügte, die Leistungsfähigkeit der Maschinen festzustellen. Wir hatten 2,4 Acker aufgebrochen, während die andern sich mit 1,16 begnügten. Halim-Pascha, der anfänglich der Würde halber den gänzlich Unparteiischen zu spielen versuchte, und meinen Gegnern alle möglichen Vorteile: die Wahl des Feldes, des Ackergerätes, der Aufstellung und so weiter eingeräumt hatte, konnte seine Freude nicht mehr verbergen und feuerte gegen das Ende selbst meine Araber durch Versprechungen an, ihre Pflicht »für König und Vaterland« zu tun!

Heute spielt der zweite Akt, das eigentliche Pflügen. Das Ergebnis nach eineinhalbstündiger Arbeit war ein noch günstigeres, trotzdem ich durch das Brechen einer Schraube zehn Minuten verlor.

Was mich am meisten freut, ist, daß der Sieg von meinen arabischen Truppen erfochten wurde. Meine hiesigen Berufsgenossen sind nämlich nicht wenig erbost auf mich, weil ich für die Bildungsfähigkeit der Rasse einstehe. Jetzt sehen sie's! Die Möglichkeit ist bewiesen. Mehr verlange ich vorderhand nicht. Meine Araber aber kauften sich noch an dem gleichen Abend europäische Hosen, in denen sie auf dem Feld umherstolzierten, wahrhaftige »Siegeshosen«!

Ich selbst fühle mich halbtot geschlagen vor Ermüdung.


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