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Adolf Friedrich Graf von Schack (1815-1894)

Herbstfeier in Rüdesheim.

Nun taumelt aus dem Laube
Die Traube
Ins durstige Faß wie toll;
Wie stolpern und wie knarren
Die schwer bepackten Karren,
Des süßen Weines voll!

Wie hüpft in Freudentänzen,
Mit Kränzen
Von Weinlaub in dem Haar,
Zu bacchischen Gesängen
Und der Pokale Klängen
Die lustige Winzerschar!

Wie sprühn aus Dorf und Städten
Raketen
Um Busch und Felsenkamm!
So huldgen die Provinzen
Dem neugebornen Prinzen
Vom Rüdesheimer Stamm.

O Prinz, in dessen schönen
Domänen
Der Tag nicht untergeht,
Du bist der Fürst der Fürsten.
So weit die Menschen dürsten
Reicht deine Majestät!

Auf! schießt von allen Söllern
Mit Böllern,
Und läutet früh und spat
Mit Gläsern und mit Glocken,
Und sind noch Kehlen trocken,
Das nenn ich Hochverrat!

Nicht wir nur, die wir leben,
Ergeben
Uns heut der Freudigkeit,
Es wird den alten Rittern,
Wie sie den Weinduft wittern,
Im Sarg das Herz so weit.

Die Deckel, sie beengend,
Zersprengend
Entsteigen sie der Gruft;
Willkommen, Licht der Sonnen,
Willkommen, süßer Bronnen
Von herzerquickendem Duft!

Mit Giselher und Günther
Naht munter
Chriemhilt, die schöne Maid,
Nebst Helden lobebären,
Davon in alten Mären
So wunderviel geseit.

Es scheint den wackern Recken
Zu schmecken,
Ihr Helm ist ihr Pokal,
Der eine braucht schon Hebel,
Der andre schwankt im Nebel
Benebelt durch das Tal.

Seht, wo der Rhein erflimmert,
Da zimmert
Der Mond ein Floß von Gold,
Und auf dem Mondschein-Floße
Liegt schnarchend Karl der Große,
Der große Trunkenbold.

Ein Gruß sei auch den Toten
Entboten,
Dies Glas der ganzen Welt!
Eur Wohlsein, ihr Gespenster,
Dein Wohlergehn, geschwänzter
Komet am Himmelszelt!

Ja! mögen dich die Pfaffen
Begaffen,
Uns schreckst du nicht, fürwahr,
Und trotz dem dies illa
Ist uns in unserer Villa
Nicht bange vor Gefahr.

Komm flugs heran und schleife
Am Schweife
Die Erde mit dir fort!
Ein Trank so wie der Elfer,
Das ist der beste Helfer,
Der hilft uns in den Port.

Es geht an deinem Schwanze
Im Tanze
Behaglich himmelan,
Wir lassen nicht vom Bechern
Und stoßen mit den Zechern
Auf andern Welten an.

Schon hören wir im Himmel
Gebimmel,
Wir sehn die selgen Reihn,
Umnickt von Rebenstengeln,
Und stimmen mit den Engeln
Ins Hallelujah ein.


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