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Daniel Georg Morhof (1639-1691)

Zwei klayne Hochzeits-Carmina.

1.

So wird es denn gewagt!
Jetzt wird der Kauf geschlossen,
Nachdem es längst gesagt
Und so viel Zeit verflossen;
So wird man selbst zum Wercke schreiten,
So legt man ihm die Braut zur Seiten.

Das war die rechte Zeit
Im Freyen und im Lieben,
Jetzt wird die Fröligkeit
Von aller Welt getrieben,
Jetzt fänget alles an zu buhlen,
Und übt sich in den Liebes-Schulen.

So lebt denn, Edles Paar,
Wir wollen Heil und Seegen
Auff so viel liebe Jahr
In euer Bette leegen.
An Wünschen soll es uns nicht fehlen,
Ihr könnet, was ihr wollet wehlen.

So nehmt euch denn in acht,
Das Korn wohl abzumessen,
Macht alles, wie ihr macht,
Es wird sich nichts vergessen,
Und wird man dann, wenn das geschehen,
Die Erndte in dem Winter sehen.

Worzu dies Rätzel dann?
Fein kurtz und gut zu machen:
So nehmt, Herr Bräutgam an,
Was dient zu diesen Sachen,
Damit ihr endlich in der Wiegen
Den kleinen Jacob sehet liegen.
– – – – – – – – – – – –

2.

Frisch! Lasset Betrübnis und Kümmernis fallen,
Laßt Lauten und Geigen und Lieder erschallen;
Wie? sitzt man zum Scheine
Beym Bier und beym Weine?
Singt, pfeifft das Geträncke zur Gurgel hinein
Und lasset uns alle voll Fröligkeit sein.

Ihr aber, Herr Bräutigam, säumet nicht lange,
Die Liebste die hat euch nunmehro im Zwange,
Ach gehet und eilet,
Seht wie ihr verweilet,
Geht, fodert die Braut zu der Kammer hinauff,
Der Monden hält schon seinen Nächtlichen Lauff.

Verdoppelt die Küsse, vermischet die Flammen,
Verbindet die Seelen in Liebe zusammen,
Und füget im Schertzen
Die Hertzen zu Hertzen,
Hier stehet nun offen die liebliche Bahn:
Thut alles ihr Lieben was andre gethan!


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