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Hoffmann von Hoffmannswaldau (1618-1679)

1. Die Schöpfung der Frau.

Als GOtt, das grosse werck der schöpffung zu beschliessen,
Den Adam und in ihm sein ebenbild gemacht,
Stund der beglückte mensch aus nichts hervor gebracht
Und sah die gantze welt als Herr zu seinen füssen.

Was erd und paradieß, was thier und vogel hiessen,
War alles ingesamt auf seine ruh bedacht;
Er lebt auch höchst vergnügt. Allein o kurtze Pracht!
Sein glücke war zu groß, es lange zu geniessen:

In meynung, wie man sprach, er wäre gantz allein,
Gab man ihm eine frau. Kont auch was ärgers seyn?
Der arme lag und schlieff und konnte sich nicht wehren;

Man schuff aus ihm ein weib, das brachte man ihm zu:
Er nahms, doch leider nur, sich ewig zu beschweren!
Sein allererster schlaff war seine letzte ruh!

2. Allegorisch Sonnet.

Amanda liebstes Kind, du brustlatz kalter hertzen,
Der liebe feuerzeug, goldschachtel edler zier,
Der seuffzer blasebalg, des traurens lösch-papier,
Sandbüchse meiner pein, und baum-öl meiner schmertzen,

Du speise meiner lust, du flamme meiner kertzen,
Nachtstülchen meiner ruh, der poesie clystier,
Des mundes alecant, der augen lust-revier,
Der complementen sitz, du meisterin zu schertzen,

Du tugend quodlibet, calender meiner Zeit,
Du andachts-fackelchen, du quell der fröhlichkeit,
Du tieffer abgrund du voll tausend guter morgen,

Der zungen honigseim, des hertzens marcipan,
Und wie man sonsten dich mein kind beschreiben kan,
Lichtputze meiner noth, und flederwisch der sorgen.

3. Grabschrift auf den Dichter Heinrich Mühlpfort (1639-1681).

(Siehe diesen auf Seite 54.)

Neun Worte und nicht mehr soll dieses Grabmal haben:
Hier unter diesem Stein liegt Durst und Gicht begraben.


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