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Johann Daniel Falk (1770-1829)

Die Erbsen, oder die Wallfahrt nach Loretto.

Ein Pärchen, das zu früh St. Amor paarte,
Er Gastwirt Dominik, sie Dame Marthe,
Und dem der Erzbischof zu Wien
Die Pönitenz auflegt, in bloßen Füßen
Nach St. Loretto hinzuziehn,
Um seine Sünden abzubüßen,
Begab sich auf den Weg, mit Erbsen in den Schuhn. –
Die erste Tagereise, die sie tun,
Ging ziemlich. – Bei der zweiten rief Frau Marthe:
»He Dominik, ach lauf doch nicht so, warte!«
Doch Dominik verschloß sein Ohr
Und lief und lief, bis zu dem Kirchentor
Von unsrer lieben Frauen zu Loretto.
Mit seinem Ablaßbrief, und einem noch in petto
Kehrt er sodann vergnügten Muts zurück.
In einem Dorfe, halben Wegs gelegen,
Begegnet ihm Frau Marthe: »Dominik,
Ei sieh, da bist du ja schon wiederum zurück!
So sag mir nur, wie hast dus angefangen,
So schnell zu deinem Ablaß zu gelangen?
Da lieg ich hier und ruf Sebastian,
St. Nepomuk und alle Heilgen an;
Doch keiner von den Bengeln will sich regen!
Gewiß, du ehr- und gottvergeßner Mann,
Hast du nicht Erbsen in die Schuh getan,
Wie dus dem Kardinal versprochen!«
Ei freilich, Frau, so gut wie ihr,
Versetzte Dominik: nur ließ ich mir – –
»Was ließt du dir?« – –
Ich ließ die Erbsen mir vorher ein wenig – kochen.


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