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Hermann Marggraf (1809-1864)

Adam und die drei Engel.

(Nach einer siebenbürgischen Volkssage.)

Der Herr befahl dem Florian,
Dem Engel der Walachen:
»Der Adam hat nicht gut getan,
Betört vom Doppeldrachen
Der Schlang und seiner eignen Frau
– Man weiß sie kaum zu trennen; –
Nun soll er aber ganz genau,
Was Arbeit heißt, erkennen.

Erhebe dich und jag den Wicht
Aus seinem Paradiese;
Du fürchtest ja den Adam nicht
Noch seine hübsche Liese!
Zum Überflusse schnalle dir
Den Degen an die Hüfte,
Zum Schrecken teils und teils zur Zier –
Und nun: rasch durch die Lüfte!«

Der Florian folgt auch aufs Wort
Und schwang sich rasch zur Erde:
»Fort, Adam! Adam, du mußt fort!«
Rief er mit Zorngebärde.
Doch Adam sprach: »Bist du denn auch
Versehen mit Papieren,
Um, wie es hier bei uns Gebrauch,
Dich zu legitimieren?«

»Papiere? Was?« rief Florian
Verdutzt und schwang sofort sich
Zum Herrn der Welten himmelan
Und meldete zum Wort sich.
Denkt, Herr! der Adam rief mir zu:
Die Order müss' er sehen!«
Der Herr, der sprach: »Du, Einfalt, du!
Da muß ein andrer gehen!«

Und gleich gab er dem Gabriel,
Dem Engel der Magyaren,
In kurzen Worten den Befehl,
Energisch zu verfahren:
»Du bist ein Kerl, dir fällt's nicht ein,
Den Kopf so zu verlieren,
Du schlägst gleich mit dem Säbel drein
Und fragst nicht nach Papieren.«

Der Gabriel erhob zum Streich
Sofort denn auch den Sabel:
»Fort,« rief er, »Adam, fort sogleich!
Doch erst was für den Schnabel!«
Der Adam setzt auf sein Geheisch
Ihm reichlich vor Tokaier
Und Paprika und Gulaschfleisch
Und einge Dutzend Eier.

So schmausten sie und tranken sie
Und Eva war die Dritte –
Ein schönres Wesen sah er nie
Und nie so feine Sitte.
Sie koste mit ihm, trank ihm zu
Wohl über die Gebühren,
Bis er vergaß in guter Ruh'
Den Auftrag auszuführen.

Er strich den Schnauzbart und empfahl
Besonders sich der Schönen,
Und dankte höflichst ihr fürs Mahl
In sehr verliebten Tönen.
Und kam zum Herrn der Welt zurück
Der sprach: »wie glühst und wankst du!
Gewiß, du hattest bess'res Glück
Und nur vor Freuden schwankst du!«

»Ach Herr! die schöne Eva führt
Die allerbeste Küche;
Echt ungarsch! Riecht einmal, man spürt
Selbst hier noch die Gerüche!
Und außerdem, die Eva ist
Ein allerliebstes Nixchen;
Ihr Aug' ist so voll Glut und List
Voll Anmut ist ihr Knixchen!«

Da lacht der Herr und sprach alsdann:
»Das kann ich mir schon denken:
Ein magyarischer Edelmann
Läßt sowas sich nicht schenken.
Nun hab' ich leider nur, mein Seel!
Den Staatshämorrhoidarius,
Den deutschen Engel Michael,
Den Sicherheitskommissarius!«

Und gleich war auch der Michel da
Und sprach: »Laßt mich nur machen.«
Und rief schon aus der Luft: »Mama!
Das sind mir schöne Sachen!
Wir quälen uns und ihr – ei, schau!
Ihr sitzt beim Frühstücksfutter!« –
»Herrjees!« sprach Adam da zur Frau
»Nun geht's uns eklig, Mutter!«

Ein Frühstück nehmt Ihr doch wohl ein?«
Rief Adam ihm entgegen.
»Ein Frühstück?« zürnte Michael. »Nein!
Das heißt –, na, meinetwegen!«
Und bald erschienen auf dem Tisch
Wurst, Sauerkraut und Knödel,
Gebratner Speck, gesottner Fisch,
Und mehr von solchem Trödel.

Dazu ein echtes Münchner Bier
In wohl verzinnten Kannen,
Von denen wie als Schmuck und Zier
Schaumperlen niederrannen.
Da fing vergnügt aus voller Brust
Der Michel an zu singen
Von Lust und Lieb und Lieb und Lust
Und andern schönen Dingen.

Und sprach: »Zum Schluß den Kaffee heiß
Mit fetter Milch noch löffl' ich!«
Die Eva sprach zu Adam leis:
»Es geht ja ganz vortrefflich!«
Auch ließ sie ihre Blicke sprühn,
Um seine Glut zu schüren;
Doch schien ihn ihrer Augen Glühn
Nicht sonderlich zu rühren.

Denn plötzlich wischt' er sich den Mund
Und donnerte: »Nun packt euch!
Die Arbeit ist euch sehr gesund –
So geht nun hin und plackt euch!
Dank für den Schmaus! Nur noch zum Schluß
Als Stärkung eine Prise!
So, und nun marsch! was muß sein, muß!
Marsch aus dem Paradiese!«


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