Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Friedrich Rudolf Ludwig Freiherr von Canitz (1654-1699)

Lob des Tobacks.

Sonn und Licht hat sich verkrochen,
Und die Nacht ist angebrochen,
Soll ich nun des Tages Last,
Meine Sorgen und mein Grämen,
Auf das Lager mit mir nehmen?
Nein, ich will, um meine Rast
Zu befördern, erst die Pfeiffen
Mit Toback gestopft ergreiffen.

Unter allen seltnen Waaren,
Die man uns, in vielen Jahren,
Hat aus Indien gebracht,
Wird bey Jungen und bey Alten
Dieses Kraut den Preis behalten,
Weil es frohe Geister macht;
Ja, bis sich die Welt wird trennen,
Wird sein stetes Opfer brennen.

Andrer Tand der Specereyen
Kann dem Leybe nicht gedeyen,
Und was ist für Angst und Noth,
Was für Kriegen und für Morden
Nach der Zeit verspühret worden,
Da des Goldes theurer Koth
Selbst in ihren eignen Hafen,
Macht die Könige zu Sclaven?

Des Toback-Kraut güldne Blätter
Sind bey manchem Unglücks-Wetter
Ein beliebter Gegen-Gifft.
Wider Pest und Leibes-Wunden,
Sind sie schon bewährt gefunden;
Und wenn uns ein Kummer trifft,
Können wir durch sanftes Hauchen,
Sie zu unserm Labsal brauchen.

Daß die Lust und Pracht der Erden,
Und ich selbst zu nichts muß werden,
Hat mich der Toback gelehrt,
Wenn sein zarter Dampf sich zeiget,
Der hoch in die Lüfte steiget,
Und sich bald in nichts verkehrt;
Daß nun solch ein Kraut entsprossen,
Hat den Satan sehr verdrossen.

Er kan ohnedem nicht leiden,
Wenn ein Mensch in stillen Freuden
In sich selbst vergnüget ist.
Drum, des Vaters eitler Grillen
Bösen Wunsch nicht zu erfüllen,
Schmauch ich, als ein frommer Christ.
Er, und alle Welt, mag toben:
Ich will den Toback doch loben.


 << zurück weiter >>