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Gottfried von Niefen (1235-1273)

1. Der zerbrochene Krug.

Jüngst hatt ich ihr den Krug
Zerbrochen dort am Bronnen,
Denn so verwirrt war ich,
Als ich die Liebste sah.
Da sie es still ertrug
War gleich mein Schreck zerronnen,
Und hold und minniglich
Sprach die Geliebte da:
Nun schlimme Zeit mir ward,
Ihr tätet es verschulden;
Die Herrin straft mich hart
Und alles muß ich dulden,
Wie sie erst gestern fünfmal mich
Um euertwillen schlug.

So tu den Willen mein,
Dann hilft dirs aus den Nöten:
Komm! und mit mir entrinne,
Nicht trifft ihr Zürnen dich! –
Nein, nein, das wär nicht fein,
Ich ließ mich eher töten,
Denn meiner Herrin Minne
Verlör ich ewiglich.
Sie schuldet mir ein Hemde
Und einen Schilling noch;
Und zög ich in die Fremde,
Verlör ich beides doch! ...
Doch hab ichs erst von ihr, will gern
Ich euch zu Willen sein!

(Z.)

2. Abgeblitzt.

Ach uns jungen Männern mags
Leicht bei Fraun mißlingen;
Hörte eines schönen Tags
Eine lustig singen:
Sie schwang Flachs,
Sie schwang Flachs,
Flachs, ja Flachs!

Guten Morgen bot ich ihr,
Sprach: Gott geb euch Segen!
Doch die Schöne dankte mir,
Daß ich ward verlegen:
Sie schwang Flachs,
Sie schwang Flachs,
Flachs, ja Flachs!

Frauen, sprach sie, gibts nicht hier,
Ihr seid fehlgegangen,
Und kommt ihr zu nahe mir,
Ei, so sollt ihr bangen!
Sie schwang Flachs,
Sie schwang Flachs,
Flachs, ja Flachs!

(Z.)


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