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Ernst Meyer (Minneburg: 1813-1866)

Die Werbung.

Denk nur, Vater! sitz ich in der Laube,
Kommt des Nachbars Sohn zu mir gesprungen,
Faßt mich heftig an der Hand und sagt mir,
Sagt mir, daß ich einzig ihm gefiele
Und daß wir ein Pärchen werden wollten.
So was ist mir doch noch nicht geschehen;
Ach, vor Zorn konnt ich mich gar nicht fassen!

Wart nur, sprach der Vater, will dem Bürschlein
Gleich zwei Worte schreiben, daß er nimmer
Dich noch einmal wird erzürnen mögen. –

Aber Vater – sagt das Mädchen zögernd –
Lieber Vater, sollte sichs wohl schicken,
Ihn mit harten Worten abzuweisen? –

Besser ists, mein Kind, versetzt der Vater,
Daß ers ohne Rückhalt gleich erfahre
Und sich nicht mit eitler Hoffnung tröste. –

Aber Vater – sagt das Mädchen zögernd –
Lieber Vater, wärs vielleicht nicht besser,
Wenn er zu uns käm und wir dann mündlich
Alles überlegten und besprächen? –

Was bedarfs noch weitrer Überlegung?
Hat dein Herz doch zürnend ihn verworfen! –

Aber Vater – sprach das Mädchen zögernd –
Lieber Vater, nein, so hab ichs wirklich
Nicht gemeint, als ich ihn abgewiesen:
Ach, erschrocken war ich mehr als zornig! –

Nun, so sprich doch Deutsch! versetzt der Vater;
Glaub' ich doch beinah, du willst ihn nehmen? –

Ja, mein Vater, sprach das Kind errötend,
Will ihn nehmen; ach! nur keinen andern!


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