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Leutold von Seven (Seben) (um 1220-1230)

Mailied.

Wollt ihr schauen, was dem Maien
Wunders ist beschert?
Seht die Pfaffen, seht die Laien,
Tun so stolz und wert!
Ja, er hat Gewalt.
Hat er Zauber wohl ersonnen?
Wo er naht mit seinen Wonnen,
Da ist niemand alt!

Alles wird jetzt wohlgelingen!
Wo sich alles freut,
Laßt uns tanzen, lachen, singen,
Wie die Zucht gebeut.
Ei, wer wär nicht froh?
Da die Vögel rings sich schwingen
Und in hellsten Tönen singen,
Tun wir ebenso!

Heil dir, Mai, der du beglücktest
Alles weit und breit!
Der du schön die Bäume schmücktest
Und der Heide Kleid.
War sie bunter je?
»Du bist klein, ich größer – schaue«
Also streiten auf der Aue
Blumen mit dem Klee!

Roter Mund, der hold du lachtest,
Laß dein Lachen sein!
Schäm dich, da du mich verachtest,
Noch zu lachen mein.
Ist das wohlgetan?
Weh der unglückseligen Stunde,
Soll von minniglichem Munde
Mir Unminne nahn?

Was mich so an Freuden irret,
Gnadenloses Weib,
Das ist, der mein Herz verwirret,
Euer holder Leib.
Woher stammt solch Mut?
Gnädig hört man euch doch nennen,
Laßt mich eure Gnade kennen,
Sonst seid ihr nicht gut.

Frau, ersparet mir die Sorgen,
Gönnt mir frohe Zeit –
Oder soll ich Freude borgen,
Daß ihr selig seid?
Herrin, um euch blickt!
Alles jubelt im Vereine,
Trachtet, daß auch ihr mir eine
Kleine Freude schickt!

(Z.)

Dies hübsche Lied wird allerdings von einigen Forschern Walther von der Vogelweide zugeschrieben.


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