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Franz von Pocci (1807-1876)

Hans Teuerlich.

Mich dünkt, es war ganz neuerlich
Ein Wirt, der hieß Hans Teuerlich,
Sein Braten war nicht käuerlich,
Sein Wein war etwas säuerlich.
Drei Wanderer traten da herein,
Die riefen: »Wirt, nun schenk uns ein!
Wir wurden müd im Sonnenschein;
Drum gib uns echten guten Wein!«

Hans Teuerlich lief schlau und fein
Zum Keller mit dem Krug von Stein,
Dort stand ein Faß mit saurem Wein
Und neben floß der tiefe Rhein.
Bedachtsam wie in eine Nuß
Zapft er vom Weine mit Verdruß.
Läßt dann herein in vollem Schuß
Den hochberühmten klaren Fluß.

Er bringt den Wein den Gästen dar
Und schwört bei seiner Ehr fürwahr,
Daß Wein so rein, so hell und klar
Noch nie in einem Fasse war.
Die durstgen Drei, die freuen sich,
Sie danken erst Hans Teuerlich
Und trinken drauf ganz feierlich
Den Wein, so matt und säuerlich!

Wohl werfen sie die Becher fort,
Doch schwört der Wirt bei seinem Wort,
Der Wein sei von der besten Sort,
Ein wahrer echter Niblungshort.
Und schenket dann noch einmal ein
Den Gästen von dem klaren Wein.
Doch sieh! Drei Fischlein, nett und klein,
Die hüpfen aus dem Krug herein.

Die drehen gar behendiglich
Im Becher dort inwendig sich,
Es ward darum elendiglich
Der Wirt verlacht beständiglich.
Sie zahlten ihm den Wein nicht schlecht,
Auf daß er stets der Fisch gedächt!
Er tat's nicht mehr, doch hör ich recht,
Dann ist gar groß des Wirts Geschlecht.


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