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Johann Fischart (Mentzer: um 1545 bis um 1590)

1. Ehelich Gezänk.

(Aus dem Philosophisch Ehzuchtbüchlin.)

Wann er schreiet, Sie nur schweiget,
Schweigt er dann, Redt sie in an;
Ist er grimmsinnig, Ist sie külsinnig,
Ist er vilgrimmig, Ist sie stillstimmig;
Ist er Stillgrimmig, Ist sie Troststimmig,
Ist er Ungstümmig, Ist sie kleinstimmig,
Tobt er aus grimm, So weicht sie jm;
Ist er wütig, So ist sie gütig;
Mault er aus grimm, Redt sie ein jm.
Er ist die Sonn, Sie ist der Mon;
Sie ist die Nacht, Er hat Tags macht,
Was nun von der Sonnen Am Tag ist verpronnen,
Das kült die nacht Durch des Mons macht;
Also wird gstillt, Auch was ist wild.
Sonst gern geschicht, Gleich wie man spricht:
Zwen harte stain Maln nimmer klain.
Ein gscheid Frau laßt den Man wol wüten,
Aber darfür soll sie sich hüten,
Das sie jn nicht lang maulen lase,
Sonder durch linde weis vnd mase
Vnd durch holdselig freundlich gspräch
Bei zeiten jm den Mund aufprech.

*

2. Der Ehetanz.

Kein größre Freud,
Als wo zwei gleiche Herzen
Einander lieben beid, :,:
Kein größer Leid,
Denn mit Undank und Schmerzen
Lieb haben, ohn Bescheid.
Denn gleich und gleich
Gesellt sich ohn Scheuch;
Ungleich Gebräuch
Trennen ein Reich;
Derhalben wohl :,:
Ein jeder soll
Seins Gleichen ihm erlesen,
Daß auch die Lieb gleich steh! :,:
Denn bei ungleichem Wesen
Sind ungleich Sinn und Eh'.

Es schicken sich
Nicht gleich allerhand Blumen
Zusammen ordentlich, :,:
Sondern man sicht,
Daß sie zusammen kommen,
Die G'ruch und Farb verpflicht.
Denn so die ein
Sollt riechen fein :,:
Die andre sein
Stinkend ohn Schein;
Da schändt je eins :,:
Dem andern seins.
Also ists mit der Buhlschaft
Da muß 'ne Gleichheit sein :,:
Und 'ne Anmut zur Huldschaft,
Sonst kommts nicht überein.

Denn wo ist der,
So ein ungleich Paar Rinder
Kann zwingen ungefähr, :,:
Daß es daher
Zieht gleich, keins mehr noch minder?
Dem will ich folgen sehr.
Aber ich halt,
Daß man nicht bald :,:
Findt solcher Gestalt
Ein'm ders verwalt.
Also ist auch :,:
In Lieb der Brauch,
Da spannt man nicht zusammen
Zwei ungleich Herzen nur, :,:
Sondern die zusammen kamen,
Aus Anmut der Natur.

Alsdann wird leicht
All's, was sie sich fürnehmen,
Weil sich ihr Gemüt vergleicht, :,:
All Unwill fleucht,
Tut keins sichs andern schämen,
Die Lieb all Fehl verstreicht (ausgleicht),
Und keins rückt auf
Anderm den Kauf, :,:
Daß es zu Hauf
Gezwungen lauf
Sondern sie seind :,:
Friedsam verfreundt,
Gedenken, daß sie beide
Gott so zusammen fügt, :,:
Aus der Natur Bescheide
Welche dann nicht betrügt.

Derhalben aus (muß ausgeschlossen sein),
Was sich nicht recht vereint,
Es macht sonst eng das Haus, :,:
Aber voraus
Ist Einigkeit das Kleinod,
Welch's macht, daß man wohl haust.
Denn wie sollen, secht (seht),
Zwei tanzen recht :,:
So das ein schlecht
Nicht folgen möcht?
Also wie soll, :,:
Die Liebe stehn wohl
So das ein sieht gen Norden,
Das ander sieht gen West :,:
Wie Adler auf den Horsten,
Eins schürt, das andre löscht.

Aber wie süß,
Wo gleich mensurlich treten
Zur Melodie die Füß, :,:
Denn ja gewiß,
Der Tanz der ist ein Schätten
Wie Lieb und Eh sein muß.
Daß, wie der Schwang
Geht nach dem Klang, :,:
Also ohn Zwang
Ihr Herz auch gang,
Nach beider Will :,:
Gestimmt in Still,
Wo dann sich eins so stimmt,
Nach's andern Sinn und Brauch :,:
Alsdann der Spruch sich geziemt:
Was sich reimt, rühm sich auch.

Drum hab ich mir
Meins Gleichen eins erwählt;
Sie ist die Blum und Zier :,:
Und nur nach ihr,
Muß sein mein Herz gestellet,
Von nun an für und für.
Sie ist der Klang,
Nach dem ich gang; :,:
Sie ist der Gesang,
Nach dem ich hang:
Sie ist die Lieb :,:
In der ich leb.
Sie ist mein Ruh und Frieden,
In dem ich ruh auf Erd. :,:
O Gott, gib du ein'm jeden,
Daß ihm sein Eva werd.


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