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Alex. Frhr. v. Ungern-Sternberg (1806-1868)

Junggeselle.

Ich bin ein Junggeselle –
Die Mutter sprach zu mir:
»Es flieht wie Wind und Welle
Die Liebe, sieh dich für!
Sie schafft nur Angst, sie schafft nur Pein,
Das muß
Der Liebe Art wohl sein.«

Ich saß auf meiner Schwelle,
Da kam ein schönes Kind.
»Gott grüß dich, Junggeselle!«
»›Ich danke, liebes Kind!‹«
Ich winke ihr, sie kam herein,
Das muß
Der Liebe Art wohl sein.

»Ei,« rief sie, »Junggeselle,
Kennst du die Liebe, wie?«
»›Ach nein, wie Wind und Welle,
Spricht Mutter, wechselt sie.‹«
Da lachte sie und rief nein, nein!
Das kann
Der Liebe Art nicht sein.

Sie schlang den Arm zur Stelle
Um mich und küßte mich.
Ich fühlt', wie Wind und Welle
Aus dem Gedächtnis wich.
Das Herz schlug mir zum Hals hinein,
Das muß
Der Liebe Art wohl sein.

Da nahte von der Quelle
Des Nachbars Jörge sich.
Sie ließ mich auf der Schwelle
Und küßte ihn wie mich.
Ich zürnte sehr, doch fiel mir ein,
Das muß
Der Liebe Art wohl sein!


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